Aufgeblättert – Jan Hoff: Marx global

Für den aktuellen Widerspruch 57 (Inhalt & Editorial) habe ich besprochen:

Jan Hoff: Marx global. Zur Entwicklung des internationalen Marx-Diskurses seit 1965. Akademie Verlag, Berlin  (345 S., 49,80 € )
Mit der weltweiten Krise fanden nicht zufällig vermehrt Studien zur  Marxschen Ökonomiekritik den Weg ins Feuilleton. Fast  scheint es so: Droht der Kollaps des Kapitalismus, werden auch all die Theorien an die Oberfläche des wirtschaftswissenschaftlichen Diskurses gespült, die Krisen als ein notwendige Konsequenz dieser auf Profit ausgerichteten Wirtschaftsweise thematisieren. Dass schon länger ein ernsthaftes Interesse an Marx besteht, zeigt sich daran, dass inzwischen einige Arbeiten zu abgebrochenen und dissidenten Traditionen des Marxismus vorliegen, solche also, die nicht mehr die Marxsche Theorie aneignen, sondern bereits die unterschiedlichen Rezeptionsansätze, Aneignungsweisen und Debatten zum Thema haben. So auch das Buch von Jan Hoff: Marx global. Continue reading “Aufgeblättert – Jan Hoff: Marx global”

Neue Beiträge zur Marx-Engels-Forschung erschienen

Mit Neujahr ist auch ein neuer Band der Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge erschienen. Das Inhaltsverzeichnis findet sich als pdf-Datei hier. U.a. sind zwei Beiträge der letzten Runde des David-Rjazanov-Preises abgedruckt. Mein damals eingereichter Aufsatz findet sich hier:

Ingo Stützle (2008): “Staatsverschuldung als Kategorie der Kritik der politischen Ökonomie. Eine Forschungsnotiz“, in: Lindner, Urs/ Nowak, Jörg/Paust-Lassen, Pia (Hg.): Philosophieren unter anderen. Beiträge zum Palaver der Menschheit – Frieder Otto Wolf zum 65. Geburtstag, Münster, 239-262.

Die eingereichte Arbeit von Hendrik Wallat ist in einer überarbeiteten Fassung in der Prokla 155 zu Sozialismus abgedruckt: Weder Staat noch Kollektiv. Sozialismuskritik im Werk von Karl Marx.

Marx allein Zuhause. Das Kapital als Hörbuch

Marx wurde vor ein paar Jahren nicht nur zum drittbesten Deutschen gewählt, sondern im Zuge der gegenwärtigen Krise des Kapitalismus auch gerne zitiert. Viele aber ahnen es: So einfach ist es nicht, das Hauptwerk von Marx, Das Kapital. Inzwischen liegt eine sechsteilige CD-Version des ersten Bandes vor und Jörg Sundermeier hat es »ganz angetan« (perlentaucher) für die taz besprochen.

Hierzu eine kurze Anmerkung: Auch wenn Sundermeier am Ende seiner Besprechung zurecht – und zum Glück – betont, dass das Hörbuch keine kollektive Lektüre des Kapitals ersetzen kann, kommt mir das Vorhaben, Das Kapital überhaupt hörbar zu machen, doch etwas eigenartig vor.

Trotz allem Witz und aller Sprachgewalt ist Das Kapital ein wissenschaftliches Buch. Einfach nur verständliche Passagen aus ihrem Zusammenhang zu reißen macht wenig Sinn, ja ist Sinn entstellend. Übrig bleibt nämlich Amüsement oder wie Sundermeier schreibt: eine Beruhigungspille. Wollen wir das?

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Marx mit der MEGA² lesen

Kommendes Wochenende (27.-29. November) findet eine internationale wissenschaftliche Konferenz zur Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA²) in Berlin statt.

Seit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise ist Marx wieder in aller Munde. Eine Renaissance der Beschäftigung mit Marx hat eine Flut neuer Publikationen hervorgebracht. In den letzten Jahren wurde eine Reihe von neuen Bänden der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA²) mit vielen neuen Forschungsergebnissen veröffentlicht, die stärker in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden sollen. Die Marx-Konferenz mit breiter Themenauswahl wendet sich nicht nur an Spezialisten, sondern an alle, die über Marx’ und Engels’ Werk debattieren wollen.

Hier geht es zum Programm

Gerechtigkeit für Marx

Fast wöchentlich erscheinen neue Bücher zu Marx. Inzwischen auch wieder Biographien. Der letzte Renner war Wheens Biographie. Von ihm folgte aufgrund des Erfolgs gleich ein wirklich ärgerliches Buch über Marx’ Kapital. Bei Piper erschien nun eine weitere Biographie. Im heutigen Neuen Deutschland ist eine Besprechung zu finden. Der letzte Satz heißt: »Trotz aller Einschränkungen und manchen sachlichen Fehlern ist es ein gutes Buch, allein schon wegen des Satzes: ›Zweifellos ist der Kapitalismus ungerecht.‹« Und schon wird man stutzig. Wollte Marx nicht Ausbeutung auf Grundlage von »Freiheit, Gleichheit und Eigentum« erklären (bzw. warum diese Ausdruck der kapitalistischen Gesellschaftsformation sind)? Machte er sich nicht zeitlebens über die »moralisierende Kritik« (u.a. MEW 4, 331ff.) und stellte gegenüber den »wahren Sozialisten« fest: »Die Kommunisten predigen überhaupt keine Moral« (MEW 3, 229). Selbst an etwas entlegenden Stellen unterstricht Marx diesen Punkt. So im dritten Band bei der Verhandlung des zinstragenden Kapitals:

»Mit Gilbart (siehe Note) von natürlicher Gerechtigkeit hier zu reden, ist Unsinn. Die Gerechtigkeit der Transaktionen, die zwischen den Produktionsagenten vorgehn, beruht darauf, dass diese Transaktionen aus den Produktionsverhältnissen als natürliche Konsequenz entspringen. Die juristischen Formen, worin diese ökonomischen Transaktionen als Willenshandlungen der Beteiligten, als Äußerungen ihres gemeinsamen Willens und als der Einzelpartei gegenüber von Staats wegen erzwingbare Kontrakte erscheinen, können als bloße Formen diesen Inhalt selbst nicht bestimmen. Sie drücken ihn nur aus. Dieser Inhalt ist gerecht, sobald er der Produktionsweise entspricht, ihr adäquat ist. Er ist ungerecht, sobald er ihr widerspricht. Sklaverei, auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, ist ungerecht; ebenso der Betrug auf die Qualität der Ware.« (MEW 25, 352)

Aber genau um den Betrug – der natürlich immer vorkommt – geht es Marx bei seiner Kapitalismuskritik eben nicht. Für ihn ist Kapitalismus nicht ungerecht. Moral und Gerechtigkeitsvorstellungen sind für Marx immer schon gesellschaftlich formbestimmt. Wenn also Hosfeld Biographie ausgerechnet deshalb gelesen werden soll, weil der Autor den Kapitalismus –  vermeintlich wie Marx selbst – ungerecht findet, dann hat mir diese Rezension im ND es nicht unbedingt leichter gemacht, zu dieser Biographie zu greifen – obwohl der Abschluss der Besprechung sicherlich ganz anders gemeint war. Andere Stimmen sprechen jedoch dafür, die 260 Seiten einmal zu lesen. Und überhaupt: Ich sollte mir sowieso ein eigenes Bild machen.

Lévi-Strauss und ein schlechter Tausch

Die FAZ gibt sich ja wirklich Mühe. Über Strecken ist die ›neue‹ Gestaltung des Titelblatts auch wirklich geistreich und witzig. Auch heute wieder. Nur eben: entlarvend. Zum Tod Claude Lévi-Strauss wurde ein Foto abgedruckt und wie gewohnt mit einem Text versehen, der andere Themen des Tages aufgreift. Heute die Entscheidung von General Motors, Opel nicht zu verkaufen.

»Nicht weit vom Stamm – “Warum soll ich meine Tochter heiraten, wenn ich sie im Tausch mit einem anderen Stamm verwenden kann?” So erklärte ein Eingeborener dem Anthropologen Claude Lévi-Strauss einmal die Logik des Inzesttabus. Lévi-Strauss (Nachrufe auf Seiten 31 bis 33), auf unserem Bild 1935 in Brasilien, erklärte die Kultur aus dem Prinzip des Tauschs. Strukturalismus heißt, dass man alles umkehren kann. General Motors beweist es. Detroit (Seite 11) fragte Berlin (Seite 3): Warum soll ich meine Tochter verkaufen, wenn ich sie noch gebrauchen kann? «

Lévi-Strauss ethnologischen Beobachtungen im Amazonasgebiet schließt die bürgerliche FAZ mit der betriebswirtschaftlichen Entscheidung von GM kurz und zeigt damit mal wieder, dass es der bürgerlichen Klasse doch immer wieder gelingt, die modernen Kategorien der politischen Ökonomie umstandslos in die Vergangenheit rückzuprojizieren. Tausch und Nicht-Tausch scheinen in der Geschichte der Menschheit immer das gleiche. Ob im brasilianischen Urwald oder im modernen Kapitalismus, der zu viele Autos produziert.

Bitter amüsiert hatte sich bereits Marx darüber, der u.a. in einer Fußnote im »Kapital« den Autor Torrens mit folgenden Worten zitiert:

»In dem ersten Stein, den der Wilde auf die Bestie wirft, die er verfolgt, in dem ersten Stock, den er ergreift, um die Frucht niederzuziehn, die er nicht mit den Händen fassen kann, sehn wir die Aneignung eines Artikels zum Zweck der Erwerbung eines andren und entdecken so – den Ursprung des Kapitals.« Marx schlussfolgert nicht ohne Ironie, dass wohl aus jenem ersten Stock auch zu erklären ist, warum »stock« im Englischen synonym mit »Kapital« ist. (KI, 199, Fn. 9)

Dass der Tausch im Kapitalismus etwas völlig anderes ist als der archaische »Austausch«, einer anderen gesellschaftlichen Logik gehorcht und einer anderen Rationalität innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung folg, scheint die FAZ nicht auf dem Schirm zu haben. Kein Wunder also, dass in Hennings Ritter Nachruf auf Lévi-Strauss auch Marcel Mauss’ Buch »Die Gabe« nicht auftaucht. Ein Buch, das Lévi-Strauss stark beeinflusste und an dem er kritisch anschloss. Insoweit konsequent: Für die FAZ scheint die Logik des Kapitals eben immer schon zu herrschen.

Lévi-Strauss’ früherer Oberassistent Maurice Godelier, ebenfalls Ethologe, der auch an Marcel Mauss kritisch anschloss, formulierte hierzu bereits 1965:

»Der Begriff des Kapitals wird also ›ausgedehnt‹ und zur Analyse jeder Gesellschaft verwendet, nachdem man ihm jeglichen Eigencharakter – nämlich den, Geld zu sein – genommen hat und ihn von den mit ihm gesetzten spezifischen gesellschaftlichen Verhältnissen, nämlich des Warentausch, abgelöst hat. Erst um diesen Preis wird der Kapitalbegriff für sämtliche Gesellschaften brauchbar, aber er definiert dann keine einzige mehr und macht sie sogar unbegreifbar. Es wäre eine Überlegung wert, warum man eigentlich so sehr darauf versessen ist, den Begriff des Kapitals auf jede Gesellschaft zu projizieren.«

Auch wenn bei Godelier teilweise problematische Formulierungen verwendet, ist seine letzte Frage in jedem Fall eine Überlegung wert. Mögliche Antwort: Vielleicht weil die Bourgeoisie ihre Herrschaft mit der Setzung des Kapitals als überhistorisches Phänomen verewigt? Zumindest theoretisch. Und das ist ja schon was wert.

Ein Bonbon zum Schluss: arte dokumentiert eine Lesung von Maurice Godelier aus Lévi-Strauss.

Das neue K-Wort: Kreditklemme oder mit Marx eine Bank verstehen

Da musste Herr Steinbrück dann doch schnell zurückrudern. Schließlich titelte die Frankfurter Rundschau schon: “Steinbrück ruft den Kommunismus aus”. Angesichts der vom Finanzministerium konstatierten Kreditklemme drohte der amtsinhabende Minister vor ein paar Tagen mit “Maßnahmen, die es so in Deutschland noch nicht gegeben hat”. Dann war zu lesen, dass er damit natürlich keine “Zwangsmaßnahmen”, also den Kommunismus gemeint habe, sondern eben nur Maßnahmen. Ganz so, als seien staatliche Maßnahmen keine Zwangsmaßnahmen. Dann musste auch schon dementiert werden, dass die Bundesbank demnächst direkt Kredite an Unternehmen gebe. Diese Maßnahme werde nur geprüft.

Gangster ShootGeiz ist geil

In die Kritik geraten war die verantwortungslose Praxis der Banken, die den Unternehmen kein Geld leihen wollen. Erst waren die Banker zu gierig, jetzt sind sie den PolitikerInnen zu geizig. Um aus der Krise wieder herauszukommen, könnten die Banker doch bitte wieder ein paar Charakterzüge zeigen, die zwar für die Krise verantwortlich gemacht wurden, jetzt aber durchaus hilfreich sein könnten. So die scheinbar zugrunde liegende Diagnose. Die politische Klasse muss einem schon fast leid tun, so überfordert ist sie mit der zugegeben komplizierten Lage. Aber wer hat behauptet, dass der Kapitalismus unkompliziert ist?

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Marx global

Nachdem der Akademie Verlag nicht nur Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) herausgibt, sondern zudem seit 2003 wieder die Tradition des Marx-Engels-Jahrbuch aufgenommen hat, wundert es nicht, dass der Verlag weitere Publikationen zur Marxforschung zu der inzwischen wieder regen Debatte beisteuert. Nach Ingo Elbes “Marx im Westen” folgt nun Jan Hoff mit “Marx global”. Hoff nimmt vor allem die Marx-Rezeption außerhalb Deutschlands und Europas ins Blickfeld. Dies ist eine lobenswerte Initiative, die sicherlich die deutsche Diskussion bereichern wird, da diese doch all zu oft glaubt, der Nabel der Marx-Welt zu sein.

Veranstaltung mit Rolf Hecker: Die vielen Schichten der Zwiebel: Wie das Kapital entstand

Das Kapital von Karl Marx ist nicht vom Himmel gefallen. Es ist wie jeder Text unter bestimmten historischen, politischen und nicht zuletzt persönlichen Umständen entstanden. Wesentlichen Anteil an der rezipierten Textfassung der drei Bände des Kapital hatte Friedrich Engels. Zu Marx’ Lebzeiten kam nur der Erste Band des Kapital heraus, viele Manuskripte wurden erst Jahrzehnte nach seinem Tod herausgebracht, manche warten immer noch auf ihre Veröffentlichung. Doch die zahlreichen Original-Schichten unter den “Blauen Bänden” werden ehrgeizig freigelegt, jüngst gerade zum Zweiten Band des Kapital. Rolf Hecker skizziert, wie das Kapital entstanden ist, führt in die Geschichte der verschiedenen Texteditionen ein und liefert einen Einblick in die spannende und ziemlich turbulente Reise der Marxschen Manuskripte durch halb Europa.

Termin: Mittwoch, 29. April 2009, 19.30 Uhr
Ort: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, Berlin (Raum wird im Foyer bekannt gegeben)

Um verbindliche Anmeldung wird gebeten bei Anne Steckner

Siehe auch www.das-kapital-lesen.de

Althusser und die Wertform

Jannis Milios hat sich in einem Aufsatz an das gern umschiffte Verhältnis von Althusser und Marx’ Analyse der Wertform gewagt:

»Rethinking Marx’s Value-Form Analysis from an Althusserian Perspective«, in: Rethinking Marxism, 21.Jg., H.2 (April), 260-274. (als pdf-Datei)

Bekanntermaßen war in Althussers Augen der Anfang des Kapitals nichts anderes als ein hegelianischer Rest, den man besser überblättern sollte. Ganz anders die Tradition des sog. monetären Werttheorie, für die die Begründung des Geldes als konstitutives Moment der kapitalistischen Produktionsweise zentral ist.

By the way: Karl Marx and the Classics von John Milios, Dimitri Dimoulis und George Economakis ist auch online als pdf-Datei zu haben – ein sehr gutes, aber eigentlich unbezahlbares Buch.

Marx-FAQ II

anton.jpgDer Hochschulverband der Linkspartei, SDS, hat ein Internet-Forum organisiert, in dem Leute, die das Kapital grade erst zu lesen anfangen, ihre Fragen stellen können und Leute die das Kapital schon gelesen haben, Antworten geben. Inzwischen ist die zweite Fragerunde zum Kapital abgeschlossen. Da mehrere Leute auf die gleichen Fragen antworten, macht das die Lektüre ganz interessant und offenbart verschiedene Lesarten – zumindest manchmal. Inzwischen sind weitere Tutoren (Frieder Otto Wolf, Wolfgang F. Haug) hinzugestoßen.

Marx-FAQ: Was ist eigentlich…

anton.jpg…der Unterschied zwischen Wert und Preis? Diese und andere Fragen tauchen bei der Lektüre des Kapitals von Karl Marx immer wieder auf. Der Hochschulverband der Linkspartei, SDS, hat nun ein Internet-Forum organisiert, in dem Leute, die das Kapital grade erst zu lesen anfangen, ihre Fragen stellen können und Leute die das Kapital schon gelesen haben, Antworten geben. Da mehrere Leute auf die gleichen Fragen antworten, macht das die Lektüre ganz interessant und offenbart verschiedene Lesarten – zumindest manchmal. Wer’s also wissen will: Zum Marx-FAQ.

Die Marx-Bubble. Vom Medienhype des Longsellers in Zeiten der Finanzkrise

»›Das Kapital‹ geht weg wie warme Weggli«, titelte am 14. Oktober 2008 der Schweizer Blick. Mit dieser Meldung brachte das Blatt eine Story, die in den letzten Wochen durch alle Medien geisterte: Der Verkauf des ersten Bands des »Kapital« hat sich nach Angaben des Berliner Karl Dietz Verlags, der unter anderem die Marx-Engels-Werke vertreibt, seit dem Jahr 2005 verdreifacht. Seither ist Verlagsleiter Jörn Schütrumpf ein gefragter Interviewpartner. Immer wieder muss er die gleichen Journalistenfragen beantworten, vor allem: Was sind das für Leute, die das Kapital lesen? Warum tun sie das? »Det ist die Krise«, erklärt der Verlagsleiter lakonisch.

Von der Zeit über die Welt, die Saarbrücker Zeitung bis zu TV-Berlin griffen alle bürgerlichen Medien das Thema auf: Marx ist wieder da. Schuld ist die Finanzkrise. Auch die Münchner Abendzeitung titelte: »Wegen der Finanzkrise kaufen immer mehr Menschen das Ur-Werk ›Das Kapital‹.« Die These schaffte es schließlich über den Teich. Associated Press schrieb, dass die Deutschen in der Finanzkrise »Trost bei Marx suchen«. Continue reading “Die Marx-Bubble. Vom Medienhype des Longsellers in Zeiten der Finanzkrise”