TagDas Kapital

Isaak Il’ič Rubin: Marxforscher – Ökonom – Verbannter

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»Der Menschewik Rubin revidierte Marx’ Lehre vom idealistischen bürgerlichen Standpunkt aus, beraubte den Marxismus seines revolutionären Inhalts, lenkte die Aufmerksamkeit der Ökonomen nach Schädlingsart vom Studium der Fragen der Sowjetökonomie ab und führte sie auf das Gebiet scholastischer Streitereien und Abstraktionen.« (Anmerkung des Instituts für Marxismus-Leninismus in Stalin-Werke, Bd.12, S. 332) Ein seit zehn Jahren geplanter Band ist nun endlich erschienen: Sonderband 4 der Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge. Er ist Isaak Il’ič Rubin gewidmet, einem Marx-Forscher, der wie viele andere unter Stalin ermordet wurde. In Deutschland ist er vor allem durch seine Studien zur Marxschen Werttheorie bekannt, die erstmals 1929 erschienen. Das erst 1973 bei EVA auf...

Nachtrag zur Graeber-Besprechung

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»Die Gewohnheit, immer ›bitte‹ und ›danke‹ zu sagen, setzte sich während der kommerziellen Revolution des 16. und 17. Jahrhunderts durch – bei eben jenen Mittelschichten, die hauptsächlich für diese Revolution verantwortlich waren. Es ist die Sprache der Ämter, der Läden und Kanzleien, und im Lauf der letzten 500 Jahre hat sie sich mit diesen Einrichtungen ausgebreitet. Dies Sprache ist nur ein Zeichen einer umfassenden Denkweise, einer Reihe von Annahmen, was Menschen sind und was sie sich einander schulden. Heute sind diese Annahmen so tief verwurzelt, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen.« (Graeber 2011: 131) Meine Besprechung zu Graebers Schulden-Buch musste knapp ausfallen. Ein paar Punkte sind nur angerissen. Bei anderen wissen nur diejenigen, die bestimmte (zwischen den Zeilen zu...

Schuld und Sühne. In David Graebers Buch »Schulden – Die ersten 5.000 Jahre« fehlt die Kapitalismusanalyse

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Die letzten Jahre Krisenpolitik waren ein Paradebeispiel dafür, wie Gewinne privatisiert, Verluste hingegen vergesellschaftet werden. Die tiefe Krise des Kapitalismus hinterlässt eine Staatsschuldenkrise. Die Antwort der politischen Klasse ist Haushaltskonsolidierung. Die Renditeansprüche des Finanzkapitals werden staatlich garantiert und eingetrieben. Der unsichtbaren Hand des Marktes wird die sichtbare Faust des Staates zur Seite gestellt. Damit werden die Kämpfe über die Staatsfinanzen in den kommenden Jahren zum zentralen Konfliktfeld. Wohl auch deshalb wurde die Veröffentlichung von David Graebers Buch »Debt – The First 5.000 Years« so euphorisch begrüßt – auch von der bürgerlichen Presse. Frank Schirrmacher schrieb in der FAS (13.11.2011), dass Graeber »dem Leser die...

Marx goes PowerPoint

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Seit einigen Jahren klettert Marx aus der Mottenkiste. Soziale Verwerfungen im globalen Kapitalismus, die Schwächen herrschender Erklärungsansätze für wirtschaftliche Zusammenhänge und schließlich die seit den 1990er Jahren den Erdball erschütternden Krisen sorgen für eine erneute Beschäftigung mit Marx’ Gesellschaftsanalyse. Insbesondere eine jüngere, von ideologischen Grabenkämpfen unbeleckte Generation liest wieder das Kapital. An Universitäten, in Bildungseinrichtungen, bei  Gewerkschaften oder in Wohnzimmern wird die Kritik der politischen Ökonomie in kleinen Gruppen diskutiert. PolyluxMarx möchte diesen Prozess unterstützen. Das Arbeitsmaterial ist eine Sammlung kommentierter PowerPoint-Folien, die auch auf der Webpräsenz einzelnen vorgestellt werden. Zentrale Argumentationsgänge...

Urheberrecht: Sven Regener will weiter Musik machen und nicht ins Gesicht gepinkelt bekommen

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Sven Regener hat sich gestern im BR-Zündfunk über die verlogene Umsonstkultur, YouTube und Piraten, die mit iPhoneApps Geld verdienen aufgeregt. Eigentlich war ein Interview zum Urheberrecht geplant. Wer die Aufgeregtheit versteht und gleichzeitig auch irgendwie wieder nicht, lese doch von Sabine Nuss den Aufsatz »Naturalisierung als Legitimationsstrategie. Kritik der Debatte um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus« [pdf]. »Dass in der aktuellen Debatte um geistiges Eigentum die sich diametral gegenüberstehenden Positionen die gleichen, stillschweigenden Vorannahmen zu Eigentum teilen – nämlich die Perspektive der Warenzirkulation – drückt sich auch darin aus, dass immer nur über geistiges Eigentum diskutiert wird. Diskutiert wird ausschließlich der Zugang zum bereits...

Mit David Harvey den zweiten Band des marxschen Kapitals lesen

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Youtube machte David Harveys Vorlesungen zum marxschen Kapital zu Beginn der Krise einem breiteren Publikum bekannt. Harvey hat sie danach verschriftlichen lassen und der VSA-Verlag hat die Vorlesungen in einer sehr guten Übersetzung nun auch dem deutschen Publikum zugänglich gemacht (siehe ak 568). Nun beginnt Harvey seine Vorlesungen zum zweiten Band des marxschen Kapitals – wir dürfen gespannt sein:

Alle weiteren Vorlesungen zum zweiten Band des Kapital finden sich hier: davidharvey.org

Radikale Kritik mit Bart

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Mit der Finanz- und Weltwirtschaftskrise wuchs das Interesse an der marxschen Theorie. Fast jede Neuerscheinung über Marx beginnt mit dieser Feststellung – und es sind viele Bücher: Einführungen, Übersetzungen, Sammelbände und Neuauflagen. Sie alle haben unterschiedliche Ansprüche und AdressatInnen. Einführungen sollen einen ersten Einblick in die marxsche Kritik geben. Eine zweite Gattung versucht, Marx gegenüber dem Mainstream zu verteidigen. Hier ist »Wo Marx Recht hat« von Fritz Reheis zu nennen, das man jedoch nicht in die Hand nehmen sollte, wenn man über Marx etwas lernen will. (1) Marx für sich zu entdecken prädestiniert nicht automatisch dazu, ihn anderen zugänglich machen zu können. Die dritte Kategorie hat weder zum Ziel, Marx im Sinne einer Einführung zu erklären, noch...

Marx: nervtötender Buchhalter

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David Harvey wurde vor wenigen Jahren wiederentdeckt – u.a. durch seine Vorlesungen zum marxschen Kapital. Diese sind letztes Jahr als Buch erschienen und inzwischen auch bei VSA in deutscher Sprache erhältlich. Ich bin noch nicht durch, aber eine Stelle will ich Euch nicht vorenthalten. Zum Unterkapitel »Die Wertform oder der Tauschwert« (Stichwort Wertformanalyse) heißt es: »Dieser Abschnitt enthält meiner Ansicht nach eine Menge langweiliges (!) Material, das allzu leicht die eigentliche Bedeutung (!!) des hier Entwickelten [zu den ersten beiden Unterabschnitt; I.S.] verdecken kann. Ich habe schon darauf hingewiesen, dass Marx manchmal den Buchhalter (!!!) raushängen lässt, was zu extrem nervtötenden Darstellungen (!!!!) führen kann: Wenn dies gleich dem ist und jenes gleich diesem und...

Aufgeblättert: Gespenstisches Kapital

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Die Presse ist von Joseph Vogls Buch “Das Gespenst des Kapitals” begeistert: “ein Text, dem es an Sprengkraft nicht mangelt” (FAZ); “eine Entzauberung der Finanzwissenschaft” (SZ); “ein frontaler Angriff auf die dorischen Säulen der Wirtschaftswissenschaften – eine brillante Studie” (Die Zeit). Ausgangspunkt für das Buch ist die Krise 2008ff.

Kapital-Kurse und Satellitenseminare 2011

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Seit 2006 finden in der Rosa-Luxemburg-Stiftung Kapital-Kurse statt. In wöchentlichen Treffen wird das Hauptwerk von Karl Marx, Das Kapital, gemeinsam diskutiert. TeamerInnen strukturieren die Sitzungen, die Teilnehmenden stellen die gelesenen Textabschnitte kurz vor. Externe TeamerInnen laden wir zu Wiederholungssitzungen ein (Michael Heinrich) oder zum Thema Leben und Werk Karl Marx’ (Rolf Hecker). Um die Kapital-Lektüre herum kreisen übers Jahr verteilt verschiedene „Satellitenseminare“. Hier werden ausgewählte Probleme und Fragen zum Kapital und darüber hinaus vertieft: Wie unterscheiden sich herrschende Wirtschaftstheorien von der Marx’schen Kritik der Politischen Ökonomie? Wie steht es um die Möglichkeit, mit Marx die Geschlechterverhältnisse kritisch zu reflektieren? Wie lassen...

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