MMT ist derzeit auf vielen Kanälen und wird breiter denn je rezipiert. Auch ein Teil der völkischen Faschisten-Szene scheinen sich derzeit für die Modern Monetary Theory (MMT) zu interessieren. Ich könnte Wetten annehmen, dass die Tage aus Schnellroda der Ansatz mit Arbeiten aus den 1940er-Jahren – Ernst Wagemann (Bild), Otto Donner (Die Grenzen der Staatsverschuldung, in: Weltwirtschaftliches Archiv 56/1942) oder Fritz Reinhardt – verrührt wird (alles übrigens schöne Beispiele für die Nazi-Kontinuität in der jungen BRD – eine knappe Übersicht zum Wandel »moderner« Staatsfinanzierung seit den 1920er-Jahren findet sich bei Stefanie Middendorf) Diese Arbeiten aus den 1940er-Jahren waren mit der Frage der Kriegsfinanzen beschäftigt und der Vermittlung: Es musste nicht allein eruiert werden...
Das Kapital ist außer sich. Luxemburgs Begründung der Notwendigkeit nichtkapitalistischer Milieus
»Ich … hasse Berlin und die Deutschen schon so, dass ich sie umbringen könnte. Überhaupt braucht man anscheinend zum Leben eine Reserve an Gesundheit und Kräften.« (Rosa Luxemburg an Leo Jogiches, 16. Mai 1898) Am 10. Mai referierte ich auf Einladung der jour fixe initiative berlin zu Rosa Luxemburg. In der Ankündigung hieß es: Im zweiten Band des Kapital verdeutlicht Karl Marx, dass die kapitalistische Produktionsweise zu ihrem Funktionieren vieler Voraussetzungen bedarf. Bis heute wird im Anschluss an Rosa Luxemburg darüber diskutiert, ob Marx hierbei nicht vernachlässigt habe, dass dies nur auf Grundlage kapitalistischer Expansion in nichtkapitalistische Milieus möglich sei. Luxemburg argumentiert im Anschluss an die Marxschen Reproduktionsschemata, dass der Kapitalismus...
Kapitalismus und Krieg: zwei Seiten einer Medaille? Nicht nur Rosa Luxemburg versuchte, den Ersten Weltkrieg ökonomisch zu erklären
»Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen« – so der französische Sozialist Jean Jaurès, der wenige Tage vor Beginn des Ersten Weltkrieges von Nationalisten ermordet wurde. Kapitalismus und Krieg: zwei Seiten einer Medaille. Der Imperialismus bringt die kriegerische Logik, die dem Kapitalismus eingeschrieben sein soll, auf den Begriff. Selten wird danach gefragt, was an dieser linken Binsenweisheit dran ist, dass die Profitlogik notwendigerweise in die Kriegslogik umschlagen muss. Von Ingo Stützle Der Erste Weltkrieg steht für den imperialistischen Krieg par excellence, dafür, dass der ausbeuterische Charakter des Kapitals über die bürgerlichen Stränge schlagen kann – und muss. Reinhard Opitz schreibt in seinem Standardwerk »Europastrategien des...
Betr.: Regierungswechsel in Chile
An die Farbwerke Hoechst AG, Postfach 800320, 6230 Frankfurt/Main 80: Santiago de Chile 17. September 1973 Der so lang erwartete Eingriff der Militärs hat endlich stattgefunden … Säuberungsaktion ist immer noch im Gange… Wir sind der Ansicht, daß das Vorgehender Militärs und der Polizei nicht intelligenter geplant und koordiniert werden konnte, und daß es sich um eine Aktion handelte, die bis ins letzte Detail vorbereitet war und glänzend ausgeführt wurde… Chile wird in Zukunftein für Hoechster Produkte zunehmend interessanter Markt sein … Die Regierung Allende hatdas Ende gefunden, das sie verdient […] In den drei Jahren marxistischen Systems haben die hiesigen Hoechster Unternehmen viele schwierige Probleme und Epochen überwinden müssen; ohne Ihre...
Nordafrika: Zugang zu den Energiereserven der Region sicherstellen
Die Aussage der folgenden Analyse teile ich nicht vollständig. Sie stammt aber auch nicht vom antiimperialistischen Flügel der deutschen Friedensbewegung:
Weltanschauliche Präferenzen für eine demokratische Regierung spielten beim Aufbau dieser geopolitischen Struktur [in Nordafrika] nur eine Nebenrolle, wie sich daran zeigt, dass in all diesen Ländern autokratische oder repressive Regime regierten. Der Westen wollte vielmehr die Stabilität an der südlichen und östlichen Flanke Europas sichern und den Zugang zu den Energiereserven der Region sicherstellen. (Deutsche Bank, Economic Research Bureau Frankfurt, Globale Trends 2. Quartal 2011, 31.3.2011)
Piraten im Ausnahmezustand. Daniel Heller-Roazen untersucht die Geschichte einer Rechtsfigur
Der Begriff “Ausnahmezustand” hat seit Jahren Konjunktur. Der Literaturwissenschaftler Daniel Heller-Roazen beschäftigt sich in seiner Studie mit einer dazugehörenden Rechtsfigur, dem Pirat. Die bis in die Antike zurückgehende Untersuchung folgt der historischen Entstehung der Figur “Pirat”, dem politischen und sozialen Wandel und seinem Verschwinden. Dass der Pirat plötzlich wieder auf der politischen Bühne erscheint, ist für Heller-Roazen ein Anzeichen dafür, dass sich die Formen der politischen Konfrontationen verändert haben, und ein Alarmzeichen zugleich.
BP als Teil US-amerikanischer Militärlogistik
Laut einem Bericht der Washington Post beliefert BP das Pentagon mit mehr Öl als jedes andere Unternehmen. »In fiscal 2009, BP was the Pentagon’s largest single supplier of fuel, providing 11.7 percent of the total purchased, and in 2010, its contracts amount to roughly the same percentage, according to DLA spokeswoman Mimi Schirmacher.« Mehr noch: »BP is an active participant in multiple ongoing Defense Logistics Agency acquisition programs« sagte Schirmacher. Wohl auch das ist ein Grund, warum im Vorfeld der Katastrophe mehr als nur ein Auge zugedrückt wurde. Wie in der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise ließe sich aber auch hier wieder zeigen bzw. diskutieren, dass es nicht die ›Abwesenheit‹ staatlicher Regulierung war, die das ›Unglück‹ ermöglichte. Bei einer solchen...
Prokla 159: Marx!
Gestern lag die neue Prokla im Briefkasten. Das Thema ist Marx! Die Nummer schließt damit an die Prokla 151 an, die ebenfalls einen gesellschaftstheoretischen und -kritischen Schwerpunkt hatte (»Gesellschaftstheorie nach Marx und Foucault«). Aber auch in den Heften zu »Krise«, zu »Sozialismus« oder »postkolonialen Studien« spielte Marx eine prominente Rolle. Damit mausert sich die Prokla zu einem wichtigen Bezugspunkt für eine an Marx orientierte Sozialwissenschaft.
Interview mit Marc Thörner zu Afghanistan
Im letzten ak habe ich Thörners Buch Afghanistan-Code besprochen. Vor ein paar Tagen ist in der jungen welt ein Interview mit ihm erschienen. Wer eher mit dem mp3-Player unterwegs ist und eh schon zu viel lesen muss, kann nun ein fast 40-minütiges Interview mit Thörner anhören – geführt von Radio Unerhört aus Marburg.
fast 40-minütiges Interview
In jedem Fall möchte ich mich hier nochmals Raul Zelik anschließen:
Thörners “Afghanistan-Code” sollte Pflichtlektüre für alle sein, die dem Militäreinsatz jemals etwas abgewinnen konnten.
Mehr Respekt für deutsche Handelswege: Finde den Unterschied
Für Kinder gibt es in Zeitschriften oft sogenannte Suchbilder. Bei zwei fast identisch abgedruckten Bildern sollen kaum erkennbare Unterschiede gefunden werden. Gestern hat der Deutschlandfunk ein derartiges Spiel veranstaltet. Und zwar bei einem Bericht über Köhlers Rede in Afghanistan und einem anschließenden Interview. Danach gab es zwei Kurzmeldungen zu lesen. Samstag, 22. Mai 2010 12:00 Uhr Köhler fordert mehr Respekt für deutsche Soldaten in Afghanistan Den deutschen Soldaten in Afghanistan sollte nach den Worten von Bundespräsident Köhler mit mehr Respekt begegnet werden. Die Bundeswehr leiste dort Großartiges unter schwierigsten Bedingungen, sagte Köhler im Deutschlandradio Kultur nach einem Besuch im Feldlager Masar-i-Scharif. Es sei in Ordnung, wenn kritisch über den Einsatz...