“Die Geschichte selbst hat uns bis heute kein gelungenes Experiment des demokratischen Wegs zum Sozialismus gegeben. Stattdessen hat sie uns negative Beispiele gezeigt, die man vermeiden, und Irrtümer, über die man nachdenken muss.” Nicos Poulantzas, von dem diese Zeilen stammen, ist wie kaum ein/e andere/r marxistische/r TheoretikerInnen der Nachkriegszeit dieser Aufforderung nachgekommen. Dass er dabei den kapitalistischen Staat ins Zentrum seiner analytischen Anstrengungen stellte, ist sicherlich ein Grund dafür, warum er in den letzten Jahren – im Zuge des Abgesangs auf den Nationalstaat – verstärkt in linke Debatten zurückgefunden hat. Am 21. September wäre Poulantzas 70 Jahre alt geworden.
Vortrag und Diskussion: Nicos Poulantzas – Zur Aktualität marxistischer Staatstheorie
Nicos Poulantzas (1936-79) erkannte frühzeitig die Auflösungserscheinungen des fordistischen Vergesellschaftungsmodus. In Auseinandersetzung mit Marx, Gramsci, Foucault u.a. formulierte er Fragestellungen und Einsichten, die trotz ihrer Aktualität in linken Debatten lange Zeit nicht auftauchten. Seine Analyse der Durchsetzung des Neoliberalismus und seiner gegenwärtigen Hegemonie sind von großer Aktualität. Seine These, daß der Staat als materielle Verdichtung gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse zu verstehen ist, ist für das Verhältnis zum Staat für emanzipatorische Bewegungen ebenso zu überprüfen wie die Perspektive eines ‘demokratischen Sozialismus’, der innerhalb wie außerhalb staatlicher Institutionen entstehe. Die Veranstaltung soll auch Anfängerinnen und Anfänger...
Von Stellungs- und Bewegungskriegen – Kämpfe in und um den Staat. Eine Einführung in die materialistische Staatstheorie
Dem Staat begegnet man überall: auf Demos, im Sozialamt oder in der Universität. Deshalb haben wir immer schon bestimmte Vorstellungen darüber, was er ist, welche Funktionen er hat und wie er zu anderen gesellschaftlichen Momenten in Beziehung steht. Wenn der Krieg gegen den Irak darauf zurückgeführt wird, dass bestimmte Regierungsfunktionäre der USA in er Ölindustrie beschäftigt sind oder waren, so steckt dahinter die Vorstellung, dass bestimmte Einzelkapitale unmittelbaren Einfluss auf die Staatsregierung haben und die Regierungsgeschicke lenken. Wenn in der globalisierungskritischen Bewegung eingeklagt wird, der Staat solle endlich seiner Funktion als Garant des Allgemeinwohls für alle BürgerInnen nachkommen, wird ihm eine Funktion unterstellt, die es nur zu verwirklichen gilt: wenn...