«A superb instrument for teaching the fundamentals of Das Kapital.» Dieses Lob stammt von dem US-amerikanischen Historiker Mark Mancall von der Stanford University und gilt dem ersten Band von PolyluxMarx, der inzwischen in mehreren Sprachen aufgelegt wurde. Im Januar 2015 erscheint die zweite Ausgabe dieser Bildungsreihe. Für die über 2.500 Seiten von Marx’ Kapital braucht man fast sechs Jahre, wenn man pro Tag eine Seite liest. Wer soll das alles lesen? Und wann? Der zweite Band von PolyluxMarx bietet eine verdichtete Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie. Er enthält animierte und kommentierte Folien, die sich für Abendveranstaltungen, Tages- und Wochenendseminare eignen – anders als der erste Band, der für die Kapitallektüre im Rahmen eines länger dauernden Kurses...
Das Kapital sei eine zu harte Nuss, meinte Ignacy Daszynski. Oder: Wer liest eigentlich Piketty (zu Ende)?
Das web.de-Team hat sich anlässlich der Buchmesse in Frankfurt am Main etwas ganz Lustiges einfallen lassen: eine Liste der Bücher, die man einfach nicht zu Ende lesen kann. Auf dem schsten Platz steht das marxsche Kapital: Politische Literatur ist sowieso etwas für Fortgeschrittene. Wir wagten uns an Das Kapital von Karl Marx – und scheiterten. Als Urlaubslektüre taugt es auf gar keinen Fall: 15 Seiten waren für uns genug. Dafür waren einerseits die komplexen Gedankengänge verantwortlich und andererseits die kleine Schrift im Buch. So anstrengend muss das Lesen nun auch wieder nicht sein. Das erinnert an eine Anekdote, die von Isaac Deutscher bzw. Ignacy Daszynski überliefert ist[1. Das Original findet sich in Deutschers Essay-Sammlung ›Marxism in Our Time‹. Die...
Marx zu Thomas Piketty
Rainer Rilling hat dankenswerterweise eine Unmenge an Reaktionen zum amazon-Kassenschlager »Capital in the Twenty-First Century« von Thomas Piketty zusammengetragen. Piketty stellt die Verteilungsfrage in den Mittelpunkt seines Interesses, wofür er von rechts gefürchtet, von links bejubelt wird. Die Beweggründe, warum er Gehör bekommt, sind also sehr unterschiedlich. Nun hat sich auch Karl Marx zu Wort gemeldet und wirft Piketty vor, die bekannten Fehler der politischen Ökonomie zu wiederholen, ökonomische Größen und Einkommenformen zu naturalisieren und derart das altbekannte harmonische Bild eines sozialpartnerschaftlichen Streits unter Gleichen (Kapital/Arbeit) um die Verteilung des Kuchen zu malen: Erde-Rente, Kapital-Zins, Arbeit-Arbeitslohn stehn sich die verschiedenen Formen des...
Imperialismustheorie und Luxemburgs Kritik an Marx’ Reproduktionsschemata
Rosa Luxemburg ist für viele Linke ein positiver Bezugspunkt. Kein Wunder, schließlich kritisierte sie die Sozialdemokratie und die kommunistischen Bolschewiki gleichermaßen. Bereits vor der Jahrhundertwende wandte sie sich gegen die Verharmlosung des Kapitalismus, einen Punkt, den sie in ihrem vor 100 Jahren erschienen Buch »Die Akkumulation des Kapitals« ausformulierte.[1. Seitenzahlen im Text beziehen beziehen sich auf die Gesammelten Werke] Ihre »ökonomische Erklärung des Imperialismus«, so der Untertitel, erschien 1913, ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Kein Wunder also, dass das Buch für viele ein wichtiger imperialismustheoretischer Beitrag war und nach wie vor ist (vgl. mein Beitrag in ak 592, den Beitrag von Judith Dellheim, Lutz Brangsch, die Dokumentation der RLS...
Die Politik des BIP
Im September wird die Staatsschuldenquote im Euroraum um durchschnittlich zwei Prozent sinken. Was wird passieren? Ist die Krise unerwartet vorbei? Und wieso wissen wir das schon jetzt? Im Kapitalismus verhält es sich doch eher umgekehrt. Alle sind hinterher schlau, dann, wenn die Krise ausgebrochen ist.
Krisenstab-Kolumne bei neues deutschland weiterlesen.
Nachtrag zur stabilen Seitenlage des Marxismus
Am Wochenende fand die AKG-Tagung »Zur Lage des Marxismus« statt. Tweets zur Tagung findet ihr hier; ich habe die Live-Tweets auch zu einer Storify aufbereitet: Leider hat niemand die Anekdote angeführt, die von Isaac Deutscher bzw. Ignacy Daszynski überliefert ist: ›Das Kapital‹ sei eine zu harte Nuss, meinte Ignacy Daszynski, einer der bekanntesten sozialistischen ›Volkstribune‹ um die Jahrhundertwende, er habe es deshalb nicht gelesen. Aber Karl Kautsky habe es gelesen und vom ersten Band eine populäre Zusammenfassung geschrieben. Diese habe er zwar ebenfalls nicht rezipiert, aber Kelles-Krausz, der Partei-Theoretiker, habe Kautskys Buch gelesen und es zusammengefasst. Kelles-Krausz Schrift habe er zwar auch nicht gelesen, aber der Finanzexperte der Partei, Hermann Diamand, habe sie...
»Copyright & Copyriot« von Sabine Nuss befreit
»Die Freiheit ist immer die Freiheit der Eigentumsordnung« – so überschrieb ich meine Buchbesprechung von Sabine Nuss’ Studie »Copyright & Copyriot«. Das war 2007. Angesichts der Entwicklung im Bereich der digitalen Welt liegt es nahe, dass ein Buch über die »Aneignungskonflikte um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus« ebenso schnell veraltet wie die Prozessorleistung in einem Computer (Tablets waren 2007 noch Zukunftsmusik) oder die Speicherkapazitäten von Festplatten – dem ist aber ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Nuss geht nicht dem Gerede vom »ganz Neuen« und »Revolutionären« auf den Leim, sondern zeigt auf, dass der Kapitalismus trotz aller Änderungen beständig geblieben ist. (ak 516) Weil Sabine Nuss das Thema geistiges Eigentum...
Paul Mattick, das marxsche Kapital und die Arbeitslosenbewegung von Chicago
»An Marx interessiert mich wirklich nur dieser eine Gedanke, die Entdeckung der immanenten Widersprüche im kapitalistischen Produktionssystem.« (Paul Mattick) Der 1904 geborene Paul Mattick emigrierte 1926 in die USA. Ihm verhalf damals der Kölner Bürgermeister zum nötigen Kleingeld, Deutschland zu verlassen – Konrad Adenauer. Mattick rechnete dem Bürgermeister vor, dass die zukünftige finanzielle Unterstützung mehr Kosten verursachen würde, als das Geld, das er für die Ausreise brauche. Das leuchtete Adenauer ein und sorgte umgehend für eine unbürokratische Lösung. Das ist nur eine von vielen Anekdoten, die Michael Buckmiller dem Rätekommunisten Mattick im Sommer 1976 in einem dreitägigen Gespräch entlockte. Das Interview ist nun zusammen mit literarischen Texten von Paul Mattick...
Reaktionen auf und Buchvorstellung von »Austerität als politisches Projekt«
Inzwischen liegen für »Austerität als politisches Projekt« erste Besprechungen vor. Weitere wurden bereits angekündigt. Das freut mich sehr. Das Buch stelle ich im Rahmen von Veranstaltungen auch hier und da vor. Ich habe begonnen, alles hier zu sammeln.
Das marxsche Kapital: unlesbar für Laien?
»Wer ›Das Kapital‹ lesen will, stößt auf eine Überfülle von Schwierigkeiten. Ja, man darf sagen, für Laien ist es überhaupt unlesbar. Und die meisten Menschen sind doch nun mal Laien.« (Julian Borchardt, 1919) Letzte Woche referierte Fritz Fiehler im Rahmen der Satellitenseminare der Kapitalkurse über Einführungen ins marxsche Kapital. In der Veranstaltungseinladung hieß es: Eine Einführung in Marx’ Kritik der politischen Ökonomie ist immer schon eine Interpretation des Originals, eine bestimmte Lesart und eine Verdichtung des politisch-theoretischen Kontexts, in dem Marx jeweils rezipiert wurde. Das Kapital wird also immer neu gelesen – und anders. Warum? Welche Debatten, Auseinandersetzungen und Fragen bringen sie in spezifischer Form zum Ausdruck? Der Vortrag ist inzwischen als...