TagKritik der politischen Ökonomie

Wie unwissenschaftlich ist die Arbeitswerttheorie?

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Ich habe mir den Wohlstand-für-alle-Podcast zum Kapital angesehen und es gäbe viel zu sagen, aber die Bitte, mich zu Wort zu melden, war nicht der Podcast, sondern ein Twitter-Thread bzw. ein Reply darauf. Auch hier gäbe es viel zu sagen und zu erwidern. Ja, der Thread bietet Anlass, einen längeren Text zum Thema zu schreiben, denn es stimmt: In jedem Kapital-Kurs ist die Frage danach, ob die Arbeitswerttheorie noch gilt, eine gern diskutierte Frage, eine, die sich bis zum dritten Band zieht, wie das Trafo-Problem zeigt (worauf ich gar nicht eingehen will). Ich will nur zwei Anmerkungen machen, die viel zu lang geraten sind, um sich bei Twitter wohl zu fühlen. Es ist aber auch noch kein längerer Text.

Forschungsnotiz: Eigentumsprämie, Urwert und Geld bei Gunnar Heinsohn und Otto Steiger

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Für die neue PROKLA habe ich einen Beitrag zu Eigentum und Geld beigesteuert. Wie es so ist, war nicht für alles Platz – nicht nur weil der Beitrag keine 20 Druckseiten umfassen sollte, sondern auch weil die konzeptionelle Anlage des Beitrags es nicht zuließ. Wenn eine Zwischenüberschrift »Exkurs« im Namen trägt, sollte man sich immer zwei Mal überlegen, ob das meist durchaus interessante Material wirklich für die Fragestellung relevant ist. Weil ich aber darum gebeten wurde, meine Auseinandersetzung mit Gunnar Heinsohn und Otto Steiger zugänglich zu machen, stelle ich meine skizzenhaften Überlegungen hier ein. Skizzenhafte Überlegungen deshalb, weil ich den Exkurs nicht ausgearbeitet habe.

Neuerscheinung: Mythen über Marx. Die populärsten Kritiken, Fehlurteile und Missverständnisse

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200 Jahre Karl Marx, 150 Jahre Das Kapital, 100 Jahre russische Revolution – anlässlich der Jubiläen erscheinen fast täglich Einschätzungen und Kommentare zum Werk des großen Denkers. In der Regel wird Marx kritisiert und verworfen. Und wenn er gewürdigt wird, dann nur mit einer gewissen gönnerhaften Nachsicht. Schließlich sind sich fast alle einig: Marx hat zumeist falsch gelegen. Er hat den Untergang des Kapitalismus prophezeit, heißt es. Sein Werk beschreibe nur eine bestimmte historische Phase und beruhe auf einer überholten Arbeitswertlehre. Marx wollte alles verstaatlichen, er habe die Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen ebenso ignoriert wie die ökologische Frage und stattdessen den industriellen Fortschritt verherrlicht. Einige dieser Urteile sind zumindest fragwürdig, manche...

Ein nagelneuer blauer Band, die MEW Nummer 44, ist aus dem Druck

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Nach fast 30 Jahren ist es jetzt wieder soweit: Ein nagelneuer blauer Band, die MEW Nummer 44, ist aus dem Druck und glänzt, nicht nur mit den goldenen Lettern auf dem Titel, sondern auch mit Vorwort, Register, etc.pp., ediert und kommentiert von Rolf Hecker und mir – mit einem interessanten Entstehungskontext. Rechtzeitig zum 200. Geburtstag von Karl Marx erscheint damit erstmals ein weiterer Band der Marx-Engels-Werke. Mit dem neuen Band MEW 44 liegt das 23 Hefte umfassende Manuskript »Zur Kritik der politischen Ökonomie« in den Marx-Engels-Werken nun fast vollständig vor. Teile davon sind bereits in den Bänden MEW 26.1-3 und 43 erschienen. Marx schrieb dieses Manuskript in den Jahren 1861 bis 1863. Es ist die größte zusammenhängende Ausarbeitung, die Marx zwischen den...

Soft Shell, Hard Core: On the 150th Anniversary of the Publication of Karl Marx’s Capital, Vol. 1

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Isaac Deutscher once told the following story about reading Capital: I was relieved to hear that Ignacy Daszynski,1 our famous member of parliament, a pioneer of socialism, … admitted that he too found hard a nut. “I have not read it,” he almost boasted, “but Karl Kautsky has read it. I have not read Kautsky either, but Kelles-Krauz, our party theorist, has read him, and he summarized Kautsky’s book. I have not read Kelles-Krauz, either, but … Herman Diamond, our financial expert, has read Kelles-Krauz, and he has told me all about it.”2 Deutscher’s anecdote illustrates the fate of Karl Marx’s most important work, Das Kapital. Since then, the summaries and their contexts of origin have changed, as well as why and who wrote them and what they focus on—but the original still often sits...

Even closer to the truth

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Why we ought to read Keynes with Marx in mind, and why doing so can help us learn – from Keynes. A response to Michael Roberts.
To many who subscribe to Marx’s theory and critique of political economy, the economist John M. Keynes is a provocation: aside from Marx, hardly any other scholar so fundamentally challenged the predominant economic theory of his time. ⇒ 

Einblicke in Marx’ Laboratorium – Neuerscheinung

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Im April 1867 fährt Karl Marx nach Hamburg. Im Gepäck befindet sich das Manuskript zum »Kapital«. Zu Besuch bei seinem Freund Ludwig Kugelmann in Hannover treffen die ersten Druckfahnen ein und Kugelmann setzt Marx einen Floh ins Ohr: Der Anfang des »Kapitals« sei derart kompliziert, dass Marx einen erläuternden Anhang schreiben soll. Zurück in London macht sich Marx an die Arbeit. Viele, die sich mit der Wertformanalyse beschäftigen, kennen nur die MEW 23, die sich an der Auflage von 1890 orientiert. Anlässlich 150 Jahre »Das Kapital« wird nun der Anfang der Erstauflage erstmals allgemein zugänglich gemacht. Der Band enthält die in der ersten Ausgabe von 1867 veröffentlichten beiden Fassungen des Wertformabschnitts, einen Teil des Überarbeitungsmanuskripts für die 2. Auflage (1873) und...

Hätte, müsste, sollte – die Kritik der Neoklassik

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Nach Jahrzehnten der neoklassischen Dominanz wird in den Wirtschaftswissenschaften die Forderung nach Pluralismus wieder lauter. Doch der lässt sich nicht herbeiwünschen. Vom Nobelpreisträger und Autor des wohl wirkungsmächtigsten VWL-Lehrbuchs, Paul A. Samuelson, ist der Satz überliefert, dass es ihm egal sei, wer die nationalen Gesetze formuliere, wenn er die Ökonomielehrbücher schreiben könne. Ein selbstbewusster Satz, der den Gestaltungs- und Machtanspruch des ökonomietheoretischen Mainstreams, der Neoklassik, zum Ausdruck bringt, sozusagen die Software des Neoliberalismus. Der Neoklassik hat auch die Weltwirtschaftskrise nichts anhaben können, wie Philip Mirowski in seinem jüngsten Buch nachzeichnet: Untote leben länger. Auch wenn es – etwa von Studierenden vor zwei Jahren – den Ruf...

Dostojewski, Marx, Liza Minelli – vom Geld und seinen Mythen

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Die Bargeldbegrenzung wird derzeit heiß diskutiert. Eine gute Gelegenheit, ein paar grundlegende Fragen zum Zusammenhang von Geld und Kapitalismus zu beantworten – und mit Mythen und Missverständnissen aufzuräumen. In Berlin finden im Durchschnitt über fünf Demonstrationen statt – pro Tag. In Frankfurt am Main sind es sicherlich weniger. Dafür steht dort die Europäische Zentralbank (EZB), was der Finanzmetropole schon mehrmals Proteste beschwert hat. Und deshalb wird dort heute unter dem Motto »Finger weg von unserem Bargeld« für eine neue Geldordnung demonstriert. Denn wer die Presse gut verfolgt hat, weiß: Es soll nicht nur der 500-Euro-Schein abgeschafft werden, sondern, so die Befürchtungen einiger ZeitgenossInnen, das Bargeld überhaupt. Im Aufruf für die heutige Kundgebung in...

Die letzte Form der politischen Ökonomie: die Professoralform

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»Die letzte Form [der politischen Ökonomie] ist die Professoralform, die ›historisch‹ zu Werke geht und mit weiser Mäßigung überall das ›Beste‹ zusammensucht, wobei es auf Widersprüche nicht ankommt, sondern auf Vollständigkeit. Es ist die Entgeistung aller Systeme, denen überall die Pointe abgebrochen wird, und die sich friedlich im Kollektaneenheft zusammenfinden. Die Hitze der Apologetik wird hier gemäßigt durch die Gelehrsamkeit, die wohlwollend auf die Übertreibungen der ökonomischen Denker herabsieht und sie nur als Kuriosa in ihrem mittelmäßigen Brei herumschwimmen läßt. Da derartige Arbeiten erst auftreten, sobald der Kreis der politischen Ökonomie als Wissenschaft sein Ende erreicht hat, ist es zugleich die Grabstätte dieser Wissenschaft.« (Karl Marx, MEW 26.3, 492)

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