Klasse Kämpfe – Wiederkehr einer Problematik

Die gegenwärtigen Krise des Kapitalismus und die Tatsache, dass die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinandergeht, hat auch dazu geführt, dass wieder verstärkt über gesellschaftliche Klassen gesprochen wird. Das ist nicht selbstverständlich. Schließlich wurde lang und oft alles auf ein Verteilungsproblem reduziert. Aber selbst taz-Autorin Ulrike Herrmann hält in ihrem Bestseller fest:

»Die Bundesrepublik lässt sich als eine typische Klassengesellschaft beschreiben: Wenige Kapitaleigner besitzen die Produktionsmittel während stets mehr Menschen nur ihre eigene Arbeitskraft verkaufen können.«

Die Geschichte ist eine Geschichte von klasse Kämpfen. Foto: CC-Lizenz, boltron

Hört, hört. Ganz populär ist derzeit die These von Richard Wilkinsons und Kate Picketts (Gleichheit ist Glück), dass Ungleichheit nicht nur arme oder benachteiligte Menschen sondern ganze Gesellschaften unglücklich macht. Bevor die Debatte aber all zu schnell ins Befindliche abrutscht, sind ein paar neuere Arbeiten zu Klassengesellschaft und -theorie zu erwähnen. Eines von zwei neuen Büchern beim Dampfboot Verlag hat Frieder O. Wolf für die Gegenblende des DGB besprochen. Die lesenswerte Besprechung versucht ein paar Diskussionfänden der Vergangenheit aufzugreifen. Das auch bei Dampfboot herausgekommende Buch Die verlorene Klasse – ArbeiterInnen in Deutschland von Hans-Günter Thien verhandelt Wolf nicht. [1. Zu erwähnen ist hier noch das wichtige Buch von Jörg Nowak: Geschlechterpolitik und Klassenherrschaft. Eine Integration marxistischer und feministischer Staatstheorien, Münster 2009]

Schon vor einigen Wochen hat die erste Jenaer Klassenkonferenz stattgefunden: »Ausbeutung – Ungleichheit – soziale Kämpfe in der Gegenwart« (Ein Bericht findet sich hier und hier). Die Beiträge sind auch nachzuhören. Dass die Konferenz explizit als erste Konferenz daherkommt deutet darauf hin, dass es schon bald eine Fortsetzung geben wird. Zum Glück. Der Gegenstand der Debatte wird uns sicherlich nicht so schnell abhanden kommen.