Ungleichheit und Chancengleichheit, Piketty und der Pontifex

Der Papst twittert (und liest wohl auch Thomas Piketty). Natürlich in vielen Sprachen. Nur, was sagte einst Umberto Eco zu Übersetzungen: Quasi dasselbe mit anderen Worten. Das scheint vor allem dann so zu sein, wenn der Übersetzer ins Deutsche Mitglied der FDP ist.

Wie schrieben Anna Blume und Nick Sinakusch in ak 583:

Allerdings legitimiert das Ideal der Chancengleichheit die Herstellung von Ungleichheit »Ungleichheit lässt sich viel leichter tolerieren, wenn jeder das Gefühl hat, dass er es schaffen kann«, so der Würzburger Wirtschaftsprofessor Norbert Berthold in der FAZ. Nicht hinterfragt werden zudem die Bedingungen für den Erfolg. »Die naive Zustimmung zu einer Veranstaltung, in der Chancen gegeben werden, befördert daher vornehmlich den objektiven Nutzen solcher Interessengruppen, die die Bedingungen der Chancen hergestellt haben und kontrollieren.« (wikipedia) So ist die »Gerechtigkeit« da angekommen, wo die Herrschaft sie haben will. Erstens wird sie auf Abstand gebracht von der Idee der Gleichheit und aufgefächert in viele Einzelgerechtigkeiten, von der Anforderungs- über die Verteilungs- zur Generationen- und Chancengerechtigkeit. Zweitens wird klargestellt: Chancengerechtigkeit hat Vorfahrt. Und hier gilt: mehr Wirtschaftswachstum gleich mehr Chancen.