Prometheus wird an den Felsen gefesselt von der schweigenden Gewalt

Der Butler, ein Spion?

Für die aktuellen Ausgabe von ak – analyse & kritik habe ich mit Anton Tantner ein Interview zur Geschichte der Überwachung geführt. Eigentlich sollte es kurz und knackig werden. Es wurde dann aber zu interessant.

Auf die Frage, wie früher, vor google & Co. reale Menschen suchten und identifizierten antwortete Anton Tanter:

Es gab – und gibt – eine Reihe »menschlicher Suchmaschinen«, neben den genannten Hausmeistern, die ja nicht nur als obrigkeitliche Spione agierten, sondern auch bei der Wohnungssuche behilflich waren und Besuchern in den Mietshäusern zu den gesuchten Wohnparteien führten, beispielsweise die sogenannten Gesindezubringerinnen, die Jobs als Dienstboten und Dienstbotinnen vermittelten, »Lohnlakaien«, die Reisenden Unterkunftsmöglichkeiten verschafften und bei der Suche nach Personen und Sehenswürdigkeiten unterstützten.

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Ein Zitat ist dennoch gestrichen worden, wenn es auch indirekt erwähnt wird: das schöne Zitat von Heine lautet folgendermaßen:

Von dem Augenblick an wo eine Religion bei der Philosophie Hülfe begehrt, ist ihr Untergang unabwendlich. Sie sucht sich zu verteidigen und schwatzt sich immer tiefer ins Verderben hinein. Die Religion, wie jeder Absolutismus, darf sich nicht justifizieren. Prometheus wird an den Felsen gefesselt von der schweigenden Gewalt. Ja, Äschylus läßt die personifizierte Gewalt kein einziges Wort reden. Sie muß stumm sein. Sobald die Religion einen räsonierenden Katechismus drucken läßt, sobald der politische Absolutismus eine offizielle Staatszeitung herausgibt, haben beide ein Ende. Aber das ist eben unser Triumph: wir haben unsere Gegner zum Sprechen gebracht und sie müssen uns Rede stehn. [Aus: Heine, Heinrich: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, in: Ders.: Sämtliche Schriften. (Hg. von Briegleb, Klaus). München: dtv, 2. Aufl., 2005, Bd. 3, S. 505–641, hier 578.]