Welche Keynes-Kritik hätten sie den gerne?

Keynes-KarikaturAuf »Wirtschaft und Gesellschaft« versuchte vor ein paar Tagen Christian Christen, Keynes vor seinen LiebhaberInnen zu retten – zu Recht. All zu oft firmiert unter Keynesianismus etwas, was an Keynes und seiner Kritik an der Neoklassik vorbeigeht. Ein Grund, warum viele von Bastard-Keynesianismus sprechen, ein Begriff, der auf die Ökonomin Joan Robinson zurückgeht. Als Kritikfolie zieht Christian Christen auch einen Artikel von mir heran. Einen recht kurzen Artikel für die Tageszeitung neues deutschland, in dem ich zu Keynes Position beziehen sollte. Eine klassische Pro/Contra-Diskussion, bei der sich Heiner Flassbeck für den Keynesianismus ins Zeug legen sollte. Kein Wunder also, dass Keynes bzw. der Keynesianismus bei mir nicht all zu gut wegkam. Auftrag erledigt.

Was für die Diskussion um Keynes, Möglichkeiten und Grenzen linker Wirtschaftspolitik leider etwas schade ist, die Christen mit seinem Beitrag ja explizit befördern will, ist, dass für die Auseinandersetzung meine anderen Keynesbeiträge nicht herangezogen wurden. Kein Wunder also, dass ich für Christen nur den »ewig larmoyanten Vorwurf« formuliere, dass mit Keynes »die Systemüberwindung … natürlich nie erreicht werden« könne. Inhaltlich lässt er sich auf meine Keyneskritik nicht ein. Der »breiten internationalen Debatte im keynesianischen Spektrum bzw. heterodoxen Lager« werde ich nicht gerecht. Das stimmt. Aber auf einer halben Seite in der Wochenendausgabe einer Tageszeitung ist das auch schwer möglich.

Ich habe aber für die Zeitschrift Prokla vor einiger Zeit ausführlicher Keynes und den Keynesianismus diskutiert und gehe auch auf einige von Christen angesprochenen Punkte ein. Vor allem mache ich dort einen Punkt, den Christen einklagt, ja was eigentlich sein zentraler Punkt ist. Ich unterschlage hier nämlich gerade nicht den Unterschied zwischen Keynes (oder heterodoxen Interpretationen) und dem Standardkeynesianismus und arbeite mich explizit am »starken Keynes« ab, für den ich also durchaus etwas übrig habe. Deshalb kann ich mich aber leider auch nur wiederholen und auf eine Fortführung der Debatte hoffen: Auch ein linker, monetäre, heterodoxe Keynesianismus überzeugt mich nicht.