Parameter für eine Art Qualitätskontrolle

Im Literaturforum im Brecht-Haus sprachen vor zwei Wochen AutorInnen darüber, was eigentlich literarisch ›links‹ heißt. Dabei positionierten sich Kathrin Röggla, Michael Wildenhain, Enno Stahl und Raul Zelik durchaus als links, so Detlef Kuhlbrodt in der taz, wollten sich deswegen aber nich gleich als ›linke Autoren‹ sein.

Diemar Dath habe ich vor über zwei Jahern für ak einmal gefragt, was es für ihn bedeutet, sich als politischen Autor zu verstehen. Seine Antwort:

Wenn man weiß, dass es keine unpolitische Kunst gibt, achtet man darauf, was die Leute, mit denen man auf derselben Seite zu stehen meint, von dem Zeug halten, das man gerade macht. “Politischer Autor sein” ist Parameter für eine Art Qualitätskontrolle – nicht der einzige, aber ein mir wichtiger. Wenn der poetische Text politisch unwahr ist, gibt es einen dicken Punktabzug. Das heißt natürlich nicht, die Stoffe nach der Gesinnung formen. Das heißt einfach: Das, was einem politisch an der Welt auffällt, klammert man nicht aus, wenn man an die Arbeit geht. Der beliebten Unterscheidung zwischen einerseits engagierter Kunst und andererseits Kunst um der Kunst willen mag ich mich allerdings auch nicht ausliefern. Alle Kunst ist in einem ganz banalen Sinn um der Kunst willen da, man will ja damit nicht Schraubverschlüsse öffnen oder Krankheiten heilen. Es fragt sich dann bloß jedes Mal, was man unter Kunst überhaupt versteht.
Unpolitisch sein, das würde ja bedeuten, man lässt die Sache so, wie sie ist. Das heißt, man steht auf der Seite des derzeit Stärkeren, man bescheidet sich mit dem Angebotenen, man hält die vorgefundene Autorität eben deshalb, weil man sie vorfindet, schon für legitim. Man unterwirft sich also dem Faustrecht. “Unpolitisch”, das ist also bloß ein zu langes und umständliches Wort für “rechts”. Bäh.

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