Austeritätsexperimente in Griechenland. Die Euro-Krise ist kein Kampf zwischen Staaten, sondern ein sozialer Konflikt

Griechenland spart. Gleichzeitig versucht der griechische Staat verzweifelt an Einnahmen zu kommen – durch Sondersteuern auf von allen zu leistende Zahlungen wie etwa Wasserrechnungen. Die großen Einkommen bleiben unangetastet. Die Lohneinschnitte und Steuererhöhungen bedeuten für viele Leute einen Realeinkommensverlust von bis zu 40 Prozent. Welche “Erzählungen” zur Krise gibt es in Griechenland? Wie ist die griechische Austeritätspolitik einzuschätzen? Über diese und andere Fragen sprach ich in ak 565 mit Jannis Milios, Ökonom aus Athen und Mitherausgeber der Zeitschrift Theseis.

Hast Du mal ’nen Eurobond? In der Debatte über das Für und Wider werden zentrale Fragen nicht gestellt

Eurobonds sind Anleihen, die von den Euro-Staaten gemeinsam herausgegeben werden. Eine Anleihe ist ein festverzinsliches Wertpapier und die wichtigste Form, wie sich Staaten auf den Finanzmärkten Kredit nehmen. Ziel von Eurobonds ist deshalb zum einen, dass Länder wie Griechenland überhaupt wieder Geld auf den Finanzmärkten bekommen und nicht mehr von Hilfskrediten von EZB, Euro-Staaten oder IWF abhängig sind. Zum anderen sollen die Gemeinschaftsanleihen helfen, die Zinsen zu senken. Weil nicht mehr ein Land für Zins und Tilgung geradesteht, müsste z.B. Griechenland keinen horrenden Risikoaufschlag bezahlen. Continue reading “Hast Du mal ’nen Eurobond? In der Debatte über das Für und Wider werden zentrale Fragen nicht gestellt”

The EU After the Euro Crisis. From the Death of Neoliberalism to Authoritarian Stabilization

For many leftists, the most recent global economic crisis brought with it a certain gratification. Even if emancipatory forces were not able to effect much in the last few years, one thing remained certain: we were right! However, it soon became evident that an economic crisis does not necessarily imply a political crisis. Slavoj Žižek hit the nail on the head in an interview: „Authoritarian capitalism is the victor in this crisis.” (www.zeit.de, August 25th, 2011) That was particularly evident in the EU. Continue reading “The EU After the Euro Crisis. From the Death of Neoliberalism to Authoritarian Stabilization”

Kritik der Wirtschaftswissenschaften

Die Prokla 164 zur »Kritik der Wirtschaftswissenschaften« ist erschienen! Online steht der Beitrag von Hanno Pahl »Textbook Economics: Zur Wissenschaftssoziologie eines wirtschaftswissenschaftlichen Genres« [pdf]. Im Editorial heißt es:

Die Finanzkrise der Jahre 2008/2009 und die folgende Wirtschaftskrise hat nicht nur die Ökonomie, sondern auch die herrschende ökonomische Theorie erschüttert . Weitgehend deregulierte Finanzmärkte, nach neoklassischer Lehre der Gipfel ökonomischer Effizienz, stürzten in kürzester Zeit in eine tiefe Krise. Nur durch umfangreiche staatliche Bürgschaften und Finanzspritzen für Großbanken – ganz im Widerspruch zu den bis dato weithin geteilten marktradikalen Glaubenssätzen – konnte ein weitgehender Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems verhindert werden. Die analytische Hilflosigkeit der Neoklassik war angesichts der Krise offensichtlich, so manche Auftritte ihrer Vertreter wirkten nur noch peinlich. Angesichts der enormen Konjunkturprogramme, mit denen die USA, Deutschland und andere Staaten auf die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise reagierten, sahen manche Beobachter schon eine Renaissance des Keynesianismus am Horizont. In manchen Medien erinnerte man sich sogar wieder der Marxschen Theorie, die immer schon argumentiert hatte, dass Krisen notwendigerweise zum Kapitalismus gehören.

Das vollständige Editorial findet sich hier [pdf].