Aufgeblättert: David McNally – Global Slump: The Economics and Politics of Crisis and Resistance

Endlich ist das neue Buch von David McNally lieferbar: »Global Slump: The Economics and Politics of Crisis and Resistance«.

Auf Deutsch wurde 2008/2009 ein Vortrag in zwei Teilen in der Zeitschrift Das Argument abgedruckt. [1. McNally, David (2008): Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise, 1. Teil, in: Das Argumen 279, 50.Jg., 796-804; sowie: Ders. (2009): Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise, 2. Teil, in: Das Argument 281, 51.Jg., H.3, 471-478.]

Mit Equal Time sprach er über sein neues Buch, die Auswirkungen der Krise und von der Notwendigkeit von Antirassismus und sozialer Gegenmacht.

http://equaltimeradio.com/?q=audio/download/312/1.18.11McNally.mp3

Anmerkung:

Vermögensentwicklung, Staatsverschuldung und Umverteilung

Berlin-Höllenberg brennt! Vermummte Jugendliche bedrohen Familien und prügeln auf PassantInnen ein. Es herrscht ein Krieg zwischen den Generationen. Anfang Januar strahlte das ZDF zur besten Sendezeit den Doku-Fiction-Fernsehfilm »Aufstand der Jungen« aus. Im Jahr 2030 rebelliert die Jugend gegen die Generationenungerechtigkeit: Immer weniger junge Menschen arbeiten für mehr und älter werdende RentnerInnen, deren Versorgung und den staatlichen Schuldendienst. In der Presse wurde zwar problematisiert, ob dies ein realistisches Szenario ist. Aber nicht nach der sozialen bzw. Klassendimension des Konflikts wurde dabei gefragt, sondern ob sich der Staat tatsächlich zu Lasten zukünftiger Generationen verschuldet.

Nein, tut er nicht. Alle anderen Behauptungen sind blanker Nonsens. Es findet keine Umverteilung zwischen, sondern innerhalb der Generationen statt. Und zwar – wer hätte es geahnt – eine Umverteilung von unten nach oben. Die in der Zukunft anfallenden Zins- und Tilgungszahlungen werden ja an irgendjemanden ausgeschüttet. Das bedeutet: Nicht nur die Verpflichtungen, sondern auch die Ansprüche werden »vererbt«. Es ist deshalb viel relevanter zu analysieren, wer aufgrund des Besitzes von Staatsschuldtiteln Zinsen kassiert und wer in Form von Steuern die Zinszahlungen des Staates finanziert.

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Kapital-Kurse und Satellitenseminare 2011

Seit 2006 finden in der Rosa-Luxemburg-Stiftung Kapital-Kurse statt. In wöchentlichen Treffen wird das Hauptwerk von Karl Marx, Das Kapital, gemeinsam diskutiert. TeamerInnen strukturieren die Sitzungen, die Teilnehmenden stellen die gelesenen Textabschnitte kurz vor. Externe TeamerInnen laden wir zu Wiederholungssitzungen ein (Michael Heinrich) oder zum Thema Leben und Werk Karl Marx’ (Rolf Hecker). Um die Kapital-Lektüre herum kreisen übers Jahr verteilt verschiedene „Satellitenseminare“. Hier werden ausgewählte Probleme und Fragen zum Kapital und darüber hinaus vertieft: Wie unterscheiden sich herrschende Wirtschaftstheorien von der Marx’schen Kritik der Politischen Ökonomie? Wie steht es um die Möglichkeit, mit Marx die Geschlechterverhältnisse kritisch zu reflektieren? Wie lassen sich ökologische Fragen mit und im Anschluss an Marx diskutieren? Und nicht zuletzt: Welchen Spielraum haben soziale Auseinandersetzungen angesichts der von Marx analysierten Handlungsstrukturen?

Programm 2011 [pdf]

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Aufgeblättert: Griechenland, die Krise und der Euro

Andreas Wehr ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der linken Fraktion GUE/NGL im Europäischen Parlament und Koordinator für Wirtschaft und Währung. Der Euro, die europäische Währung, geriet 2010 unter Druck. Sinnbildlich dafür steht die Finanzkrise Griechenlands, der sich Wehr in seinem neuen Buch widmet. Verantwortlich für die Euro-Krise ist nicht zuletzt Deutschlands exportorientiertes Wirtschaftsmodell. Wehr weist zu Recht auf die andere Seite der Medaille hin: Deutsche Banken kauften im Gegenzug zu den exportierten Waren Finanzschrott aus den USA. Auch wenn Wehrs Rückgriff auf die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus problematisch ist, liegt er mit seinem Punkt richtig: Die Finanzblase, die 2008 platzte, ist zwar in den USA gewachsen, war aber nur aufgrund der bekannten Praxis deutscher Geschäfts- und Landesbanken möglich. Die Folgen sind bekannt: Die Finanzkrise stürzte die EU und auch den Euro in eine tiefe Krise. Wehr stellt kurz die Finanzkrisen in Lettland, Island, Spanien dar und diskutiert ausführlicher den “Fall Griechenland”. Er beschreibt auch die disziplinierende Politik von IWF und EU und zeigt den eigentlichen Grund der Finanzkrise 2.0: Europäische Banken haben nicht nur in den US-Immobilienmarkt investiert, sondern auch die europäischen Staaten mit Krediten versorgt. Der Rettungsschirm und die Hilfen für Griechenland zielten vor allem auf die Rettung der Vermögen großer europäischer Banken. Dass es mit der internationalen Solidarität nicht weit her ist, zeigt Wehr anhand der Diskussionen in Deutschland. Die rassistische Hetze gegen “die Griechen” spiegelt sich in einer zunehmenden Abkehr der deutschen ökonomischen und politischen Elite von Europa: “Ein bedingungsloses Ja zu Europa ist nicht länger Staatsräson.” Insgesamt ein lesenswertes Buch zum Euro-Krisenjahr 2010 und sicherlich auch 2011 nicht überholt.

Ingo Stützle

Andreas Wehr: Griechenland, die Krise und der Euro. Papyrossa Verlag, Köln 2010. 154 Seiten, 12,90 EUR

Erschienen in:  ak – analyse & kritik. zeitung für linke debatte und praxis, Nr. 557 vom 21.1.2011

Siehe auch die Debatte zwischen Andreas Wehr und Alexis Passadakis im Neuen Deutschland zur Streitfrage: Braucht Euro-Land eine Wirtschaftsregierung?

Die Sache mit den blauen Bänden

Wer dieser Tage bei der Lidl-Werbung genau hinguckte, stellte fest: Neben einem feilgebotenem Chefsessel und Eckschreibtisch standen in idealen Arbeitsräumen einige Ausgaben der Marx-Engels-Werke im Regal. Zufall? Der für Lohndumping bekannte Discounter scheint öffentlich eine materialistische Erklärung für die Produktions- und Arbeitsbedingungen anzubieten, mit denen er Profit erzielt. Christian Semler hat in der taz den Werbeprospekt aufgespießt.

Auf verlorenem Posten. Der Schriftsteller Peter O. Chotjewitz ist tot

Foto: Alexander Janetzko

Mit Peter O. Chotjewitz verlieren die Linke und die Literatur einen scharfzüngigen Essayisten, einen großen Stilisten und einen beeindruckenden Übersetzer der Arbeiten u.a. von Dario Fo und Nanni Balestrini. Mitte der 1960er Jahre als Avantgardist gefeiert, wurde er im Zuge des Deutschen Herbst zum Inbegriff des »RAF-Sympathisanten« – in den 1970er Jahren hatte er als Anwalt Andreas Baader verteidigt. Seine Erfahrungen verarbeitete er in »Die Herren des Morgengrauens« (1978) und seinem letzten Roman »Mein Freund Klaus« (2007), einer literarischen Biografie des RAF-Anwalts Klaus Croissant. Der Stoff seiner Geschichten war das Leben, nicht zuletzt sein Leben – ein bewegtes, schrilles und politisches Leben.

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MEGAdigital: Marx-Engels-Gesamtausgabe geht online

Zum neuen Jahr ist die digitale Ausgabe der MEGA in einer neuen Version online gegangen. Man findet sie, unter: http://telota.bbaw.de/mega

Für die digitale Ausgabe wurde zunächst die II. Abteilung (Das Kapital und Vorarbeiten) ausgewählt, die nahezu vollständig bearbeitet ist und deren Bände – mit Ausnahme von Teilband II/4.3. – bereits vorliegen.

Das umfangreiche Textkonvolut der ökonomischen Schriften von Marx wird damit für Fragestellungen der Forschung weiter erschlossen. Die edierten Texte werden seiten- und zeilenidentisch mit den gedruckten MEGA-Bänden und damit wissenschaftlich zitierfähig präsentiert.

Zur Zeit sind in der digitalen Ausgabe der MEGA die Edierten Texte von fünf MEGA-Bänden verfügbar, darunter die “Grundrisse” (II/1), das “Sechste Kapitel des ersten Buches: Die Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses” (II/4.1), Manuskripte von Marx (II/4.1, II/11) sowie redaktionelle Texte (II/12) und die von Engels herausgegebene Druckfassung zum zweiten Buch des “Kapital” (II/13). Der Text des Bandes II/11 ist zur Zeit noch nicht vollständig verfügbar, da er viele Formeln, Grafiken, Tabellen und Brüche enthält, die gesondert bearbeitet werden müssen, was derzeit geschieht. In Kürze wird auch der Edierte Text der Erstausgabe des ersten Buches des “Kapital” (Der Produktionsprozess des Kapitals) von 1867 bereitgestellt werden.

Das Projekt ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem Akademienvorhaben MEGA an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), der Arbeitsgruppe Telota an der BBAW und einer Gruppe japanischer Forscher von der Tohoku-Universität Sendai und der Hosei Universität Tokio.

Siehe auch: