Abwegig. Eigentlich – Dath zwischen den Jahren

Dietmar Dath ließ einem nicht einmal Weihnachten, um seinen – eigentlich schon nicht mehr – neusten Roman zu lesen, sondern gab in der FAZ eine Geschichte zum Besten. Eine Weihnachtsgeschichte. Diese aber passte zu seinem Roman »Sämmtliche Gedichte« – eigentlich. Die Welt interpretierte die in »Sämmtliche Gedichte« gewälte Form als »Abkehr vom Publikum«. Wie bei der Neuen Musik. In Daths Weihnachtsgeschichte »Mein Molière heißt Nussbusserl« wird der Protagonist Lukas Tauris samt einer Theaterschreiberin, deren Stück in der von beiden besuchten Irrenanstalt eingeübt wird, nach Hause geschickt, von einem Arzt, mit moralischer Begründung versteht sich:

»Ist Ihnen klar, dass diese Menschen hier sind, um gesund zu werden? Dass sie vieles gebrauchen können: Aufmunterung, Beschäftigung, Zuspruch, aber keine Gaffer? Dass wir kein Zoo sind? Ich muss Sie bitten, und es ist schlimm genug, dass ich Sie bitten muss, aber so ist es wohl – also, ich bitte Sie in aller Form, gehen Sie woanders Kaffee trinken. Lassen Sie sich im Theater inspirieren, suchen Sie woanders, was immer Sie hier suchen.«

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Kein Grund zum Feiern: Weniger Feiertage sollen BIP erhöhen

siesta
Foto: CC-Lizenz, locomosquito

»Mehr Arbeitstage erhöhen 2010 Wirtschaftsleistung« frohlockt die heutige FAZ. Im kommenden Jahr liegen überdurchschnittlich viele Feiertage an Wochenenden. Das bedeutet, dass überdurchnittlich viel gearbeitet werden muss oder um es mit Marx zu formulieren: die Produktion des absoluten Mehrwerts wird ausgedehnt. Das mit den Feiertagen war ihm by the way auch schon klar. So heißt es im Kapital: »Der Protestantismus spielt schon durch seine Verwandlung fast aller traditionellen Feiertage in Werktage eine wichtige Rolle in der Genesis des Kapitals« (KI, 292, Fn. 124). Ein Grund über mehr politische Feiertage nachzudenken: Streiks.

Die Empfängnis unseres Demokraten Schäuble

In Zeiten, in welchen bürgerliche Freiheiten nicht nur laut und trampelig, sondern auch recht leise abgebaut werden, ein autoritärer Diskurs sich in allen Ritzen des Alltags festsetzt, in solchen Zeiten ist es durchaus angebracht, immer wieder auf den Ton bei der Musik und auf das zwischen den Zeilen zu achten.

In der heutigen Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gab der deutsche Innenminister Finanzminister Wolfgang Schäuble ein Interview. Eine Antwort war besonders schön.

»Verraten Sie uns, wie Sie das Leben auf Pump abstellen? Oder müssen Sie erst die Wahl in Nordrhein-Westfalen abwarten?«

»Es ist doch klar, dass ein Schuldenabbau um jährlich zehn Milliarden Euro von 2011 an Widerstände provoziert. Wer jetzt schon alles verrät, läuft Gefahr, dass später alles zerredet wird. Aber wir müssen schon vor der NRW-Wahl damit beginnen, die Menschen davon zu überzeugen, dass der Schuldenabbau keine Bedrohung, sondern eine Verheißung ist.«

Dass es Widerstand geben wird, vielleicht bereits schon gibt, scheint dem CDU-Politiker klar zu sein. Er verrät uns in seiner kurzen Antwort auch eine Form, wie er als Finanzpolitiker damit umgehen wird, er, der in der letzten Legislaturperiode den präventiven Sicherheitsstaat konsolidiert und forciert hat: Es wird nichts zu früh verraten! Da waren die Kinderlein wohl nicht brav genug?! Schäuble denkt sich: da könnten ja unangenehme Nachfragen kommen, Unmut könnte sich artikulieren, gar Widerspruch laut oder: Widerstand organisiert werden. Schließlich kommt das, was als Zauberwort »Allgemeinwohl« in aller Munde geführt wird vor allem dem Wohl der Herrschenden und Vermögenden zugute. Und Schäuble weiß auch: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. In einer ›wehrhaften Demokratie‹, wo die Politik auch gegen die Bevölkerung durchgesetzt werden muss, da sollte ja nicht zu viel darüber geredet werden, was für soziale Konsequenzen die Politik hat. Ist ja auch gar nicht nötig. Schließlich sitzen in den Ministerien Leute, die sich damit auskennen – wie bspw. Schäuble.

Und weil gerade Weihnachten war, kam selbstredent zu diesen autoritären und demokratiefeindlichen Äußerungen noch ein Schuss Religion in Form einer wirklich wundervollen Metapher hinzu.  Schuldenabbau sei keine Bedrohung, z.B. durch den Staat, der einem das Leben noch unerträglicher macht, sondern eine »Verheißung« – und Schäuble der Prophet!

Logisch ist es allemal: Will ein Staat keine Bevölkerung, die sich einen eigenen Kopf macht (also: alles zerredet), muss er dafür Sorge tragen, dass zumindest die politischen Entscheidungen akzeptiert werden. Eine Verheißung kommt da gerade recht. Diese wird nämlich nur empfangen. Ob sie Schäuble jetzt nur verkündet oder ob er sie (von wem?) selbst empfangen hat, verrät er vielleicht in seinem nächsten Interview. Wir dürfen gespannt sein.

To be or not to be a Keynesian – ist das die Frage?

Vor wenigen Tagen ist die neue Prokla erschienen, die Nummer 157 mit dem schönen Titel: Der blutige Ernst: Krise und Politik. In einem Artikel setze ich mich mit Keynes und keynesianistischen Reformperspektiven auseinander – kritisch.

Mit der Krise wurden auch die passenden Theorien an die Oberfläche des wirtschaftspolitischen Diskurses gespült. Während Karl Marx ein Platz im Feuilleton zukam, wurde John Maynard Keynes etwas ernster genommen. Dessen Anziehungskraft wirkte jedoch nicht ungebrochen. Ganz im Gegenteil: Die durch die Krise erzwungenen staatlichen Feuerwehreinsätze sorgte bei vielen Apologeten freier Märkte für Unbehagen – schon früh wurde vor staatlicher Überregulierung gewarnt (vgl. Plickert 2008). Keynes‘ Theorie wurde so zu einem zentralen Feld der Auseinandersetzung darüber, wie der Kapitalismus ‚vernünftig‘ zu regieren sei. Während die einen bei Keynes zentrale Säulen der „freien Marktwirtschaft“ in Gefahr sehen, formulieren andere hingegen die Hoffnung, dass Keynes einen Ausweg aus einer ungerechten und instabilen Wirtschaftsordnung weisen könne. Wiederum andere wollen gar mit Keynes die schwindende Legitimation des Neoliberalismus in eine Perspektive jenseits des Kapitalismus überführen.

Eine Auseinandersetzung mit Keynes steht somit ebenso an, wie mit dem, was im Rahmen der sogenannten neoklassischen Synthese daraus gemacht wurde. Denn dem Keynes, der im Zuge der gegenwärtigen Krise so manches Feuilleton erfreute, wurden schon vor längerer Zeit die Zähne gezogen. Auch diskussionswürdig erscheint, warum Keynes für viele Linke und SozialistInnen als antikapitalistisches Maskottchen herhalten muss, da der britische Ökonom den Kapitalismus gar nicht als das zentrale Problem identifizierte und ihn vielmehr gegen den Sozialismus zu verteidigen gedachte.

Weiterlesen: To be or not to be a Keynesian – ist das die Frage? Kritik und Grenzen wirtschaftspolitischer Alternativen, in: Prokla 157 (Der blutige Ernst: Krise und Politik), 39.Jg., H.4, 607-623.

Auch die neue prokla-website lohnt sich: Es gibt ein Prokla-Archiv mit allen Artikeln ab der ersten Nummer von 1971!

Schönwetterregeln

Bereits vor einigen Monaten wurde auf Deutschlandradio davon berichtete, dass in der Bundesrepublik von 1950 bis 1968 bis zu 300 Mio. Postsendungen aus realsozialistischen Staaten konfisziert und zum Teil vernichtet worden sind. Die illegale Postzensur hatte wohl den Zweck, Westdeutschland vor östlicher, d.h. sozialistischer Propaganda zu schützen. Nun wird berichtet, dass die Post aus der DDR bis 1990 kontrolliert wurde. Rechtsstaatlich garantierte Grundrechte scheinen in diesem Land seit 1945 nur für diejenigen zu gelten, die sie nicht unbedingt nötig haben, d.h. ihre Füße unter dem Tisch des Herren still halten – für alle anderen scheinen sie nicht einmal Schönwetterregeln zu sein.

Zu weit auseinander

In der Wochenzeitung Freitag wird seit einiger Zeit über ein ›Projekt‹ namens »linke Mitte« diskutiert. Ich habe mich in die Debatte eingemischt und dazu ein paar grundlegende Fragen aufgeworfen: »Wer nicht über die begrenzenden Logiken von Partei, Parlament und Staat reden will, sollte von einem linken Reformprojekt besser schweigen.«

Weiter beim Freitag.

Com’ on! Sabine Nuss zu Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom

Nicht nur der Friedensnobelpreise für Barack Obama war politisch tendenziös. Auch der Wirtschaftsnobelpreis für Elinor Ostrom war ein Zeichen gegen den neoliberalen Zeitgeist. Aber eben nur ein Zeichen, da sich substanziell nichts ändern wird. Angesichts des Klimagipfels hat der Spiegel ein Interview mit Ostrom geführt, das weniger Aufschlussreich ist, als ein ak-Artikel zu der Preisträgerin, den Sabine Nuss im November im ak veröffentlichte. Aus aktuellem Anlass sei hier nochmals auf diesen schönen Beitrag hingewiesen. Ostrom interessiert, wie Gemeingüter (“Allmenden” wie u.a. Fischgründe und Weideland) kollektiv bewirtschaftet werden, ohne dass es zu einer Übernutzung der Naturressourcen kommt. Der auf Privateigentum basierende Markt, so ihr Schluss, sei jedenfalls kein Garant für eine nachhaltige und produktive Nutzung.

ak-Autor in Kopenhagen festgenommen

Jetzt sind sie verrückt geworden! Schon seit Tagen nimmt die dänische Polizei alles fest, was ihr in die Finger kommt. Nun hat es auch ak-Autor Tadzio Müller erwischt. Tadzio Müller ist Sprecher des für morgen geplanten Marschs zum Tagungsort des Klimagipfels. Das Vorhaben der im Climate Justice Action Netzwerk organisierten Gruppen und Personen besteht darin, das Gipfel-Gelände in einem Akt des zivilen Ungehorsams zu besetzen und dort einen Tag lang eine Gegenversammlung der Klimabewegung abzuhalten. Tadzio Müller war festgenommen worden, nachdem er auf einer Veranstaltung zur Teilnahme an der Massenaktion aufgerufen hatte. Nach der vorbeugenden Festnahme von 1.000 DemonstrantInnen bei der Großdemonstration am Samstag und von 200 weiteren DemonstrantInnen am Sonntag zeigt diese Aktion, wie panisch und kopflos die dänische Polizei mittlerweile agiert. Offenbar soll jeglicher Protest in der Nähe des Tagungsgeländes unterbunden werden. Wir fordern die sofortige Freilassung aller bei den Protesten Festgenommenen und können uns ansonsten nur Naomi Klein anschließen, die sagte: „Die Polizei glaubt offenbar, den Protest dadurch stoppen zu können, dass sie einige der Köpfe dahinter verhaftet. Aber wir werden morgen trotzdem zu Tausenden auf der Straße sein!“

ak-Redaktion

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Die Grenze des erträglichen taz-Kommentars

Christian Jakob spricht in seinem heutigen taz-Kommentar zu den Protesten in Kopenhagen von einem »fatalen Zirkelschluss« der Dynamik von Polizei und ProtestiererInnen und suggeriert, dass es politisch vernünftig wäre, sich nicht zu radikalisieren. Ganz so als liege es in der Macht der DemonstrantInnen und Klimaaktivis…tInnen, die Repressionsschraube zurückzudrehen oder das Eskalationsniveau effektiv zu beeinflussen. An Jakobs Kommentar sind zwei Punkte mehr als ärgerlich. Zum einen ist spätestens nach den Vorfällen im Vorfeld von Heiligendamm klar, dass sowohl Falsch- und Fehlermeldungen, als auch eine gezielte Panikmache systematisch dazu genutzt werden, dass die Polizeikräfte möglichst viele Kompetenzen zugesprochen und Grundrechte abgebaut werden – zumindest temporär. Oft herrscht bei derartigen Veranstaltung etwas, was man einen temporärer Ausnahmezustand nennen könnte. Wer erinnert sich schon daran, dass die Durchsuchungswelle und 129a-Verfahren gegen die linken G8-GegnerInnen als illegal erklärt wurden?! Das in einem taz-Kommentar nicht zu benennen ist fahrlässig und und zeigt, wie selbst die taz teil dieser Strategie ist. Aber ein weiterer Punkt ist fast noch ärgerlicher. Jakob schreibt: »Trotzdem ist es falsch, von Unverhältnismäßigkeit zu sprechen. Denn die Zahl der Festnahmen ist keine Reaktion auf tatsächlich verübte Gewalttaten, sondern auf den vorherrschenden Diskurs über öffentliche Sicherheit. Es ging darum, das im Vorfeld immer wieder beschworene Szenario von Straßenschlachten, angezettelt von Krawalltouristen, Wirklichkeit werden zu lassen. Gemessen an diesem Ziel, war das Eingreifen der Polizei verhältnismäßig.« Wie kann man so etwas schreiben? Selbst das Ziel ist jenseits liberaler Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit. Was sind das für Verhältnisse, in denen bevor irgendjemand irgendetwas macht festgesetzt werden kann? Dass da ein taz-Kommentar nichts auszusetzen hat, sondern die Strategien des “präventiven Sicherheitsstaats” auch noch verteidigt, ist wirklich erbärmlich.

Nachtrag: Die bearbeitende taz-Redakteurin versicherte mir, dass der Kommentar ironisch gemeint sei. Was mich in eine tiefe Krise stürzt: Habe ich womöglich keinen Humor?

Aufgeblättert: Neoliberale EU

In der Linken ist die EU unbeliebt. Nicht nur als politisches Projekt, sondern auch als Gegenstand theoretischer Analyse. Umso erfreulicher sind zwei neue Publikationen. Anne Karrass hat sich zur Aufgabe gemacht, die Entstehung der EU als neoliberales Gebilde nachzuzeichnen. Dabei geht es ihr vor allem um die Rolle des Staates. Das Besondere ihres Buches “Die EU und der Rückzug des Staates” ist, dass sie anhand einer empirischen Analyse offizieller EU-Dokumente zeigt, wie sich seit 1957 ein neoliberales Selbstverständnis durchsetzt. Karrass weist nach, wie von Seiten der EU die Möglichkeit staatlicher Interventionen mehr und mehr zugunsten der Logik der Märkte reduziert wurde. Die Veränderung nationalstaatlicher Politik der letzten Jahrzehnte, das zeigt das Buch nachdrücklich, kann ohne die Einbeziehung der EU nicht verstanden werden. Continue reading “Aufgeblättert: Neoliberale EU”

Traditionslinien

Luxemburg ist
CC-Lizenz, aus

Nicht nur die SPD versucht sich zu erneuern, sondern auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung bekommt ein neues Gewand. Seit ein paar Monaten hat sie ein neues corporate design. Das Gebäude der Bundesstiftung am Franz-Mehring Platz 1 lockt seit ein paar Tagen zudem mit einem neuen Spruch am Eingangsportal – von Luxemburg versteht sich:

»Zu sagen was ist, ist und bleibt die revolutionärste Tat.« Rosa Luxemburg

Im Original heißt es allerdings etwas anders:

»Wie Lassalle sagte, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer ›das laut zu sagen, was ist‹.« (In revolutionärer Stunde: Was weiter? (1906), in: GW 2, S. 36.)

Ferdinand Lasalle, sozusagen der Gründer der Vorläuferorganisation der SPD fällt unausgesprochen unter den Tisch.

Bekannt geworden ist das Leitmotto in letzter Zeit allerdings durch jemanden anderen, einen weiteren großen deutschen Arbeiterführer: Sigmar Gabriel, der neue SPD-Parteivorsitzende. Und dieser bezieht sich ausdrücklich auf Lassalle.

Bereits in seinem Buch »Links neu denken. Politik für die Mehrheit« (München-Zürich 2008) geht er darauf ein (S. 66f.). Bereits im letzten Jahr setzte er unter dem Motto ein ganzes Diskussionspapier auf, das auch Pate für sein SPD-Reboot-Versuch nach den Bundestagswahlen 2009 steht. Die SPD hat nur leider vergessen, ein neues Betriebssystem zu installieren. Aber wer hatte das schon erwartet.

Aber eines frage ich mich jetzt allerdings schon: Was ist jetzt? Und: Ist es nicht so, das nichts so ist, wie es scheint? Und: In welchem Gebäude ist im Film 23 der KGB beheimatet? Genau!

To be or not to be a Keynesian – ist das die Frage? Kritik und Grenzen wirtschaftspolitischer Alternativen

Mit der Krise wurden auch die passenden Theorien an die Oberfläche des wirtschaftspolitischen Diskurses gespült. Während Karl Marx ein Platz im Feuilleton zukam, wurde John Maynard Keynes etwas ernster genommen. Dessen Anziehungskraft wirkte jedoch nicht ungebrochen. Ganz im Gegenteil: Die durch die Krise erzwungenen staatlichen Feuerwehreinsätze sorgte bei vielen Apologeten freier Märkte für Unbehagen – schon früh wurde vor staatlicher Überregulierung gewarnt (vgl. Plickert 2008). Keynes‘ Theorie wurde so zu einem zentralen Feld der Auseinandersetzung darüber, wie der Kapitalismus ‚vernünftig‘ zu regieren sei. Während die einen bei Keynes zentrale Säulen der „freien Marktwirtschaft“ in Gefahr sehen, formulieren andere hingegen die Hoffnung, dass Keynes einen Ausweg aus einer ungerechten und instabilen Wirtschaftsordnung weisen könne. Wiederum andere wollen gar mit Keynes die schwindende Legitimation des Neoliberalismus in eine Perspektive jenseits des Kapitalismus überführen.

Eine Auseinandersetzung mit Keynes steht somit ebenso an, wie mit dem, was im Rahmen der sogenannten neoklassischen Synthese daraus gemacht wurde. Denn dem Keynes, der im Zuge der gegenwärtigen Krise so manches Feuilleton erfreute, wurden schon vor längerer Zeit die Zähne gezogen. Auch diskussionswürdig erscheint, warum Keynes für viele Linke und SozialistInnen als antikapitalistisches Maskottchen herhalten muss, da der britische Ökonom den Kapitalismus gar nicht als das zentrale Problem identifizierte und ihn vielmehr gegen den Sozialismus zu verteidigen gedachte. Continue reading “To be or not to be a Keynesian – ist das die Frage? Kritik und Grenzen wirtschaftspolitischer Alternativen”

Wo bleibt das Gemeinsame? Eine Anmerkung zu Negri in Berlin

Mueder Negri
CC-Lizenz, grupodefotoes

Angesichts des Besuchs von Antonio Negri in Berlin und einer ganzen Reihe an Artikeln, kritischen Berichten und Interviews (taz, fr) habe ich mich an eine Replik erinnert, die ich vor ein paar Jahren mit heißer Nadel für die arranca gestrickt hatte. Und ich muss feststellen: Nach wie vor aktuell! Auch wenn ich das neue Buch noch nicht zur Hand genommen habe scheint mir schon viel in Multitude angelegt. Sonst hätte ich nicht vor drei Jahren das kritisieren können, worauf Commonwealth hinausläuft. Aber eines muss ich zugeben: Müde wirkte Negri auf den Veranstaltungen keineswegs.