Der Zeitgeist des Paul Krugman

Mit der Finanzkrise ist Marx und Keynes wieder in aller Munde. Auch wenn das Wirtschaftswachstum den Rückwärtsgang eingelegt hat, scheint es für die Linke in die entgegengesetzte Richtung zu gehen: nach Vorne. Wer ein bisschen aufmerksam ist, wird merken, dass dem ganz und gar nicht so ist. Auch wirtschaftstheoretisch ist mehr als Skepsis angesagt – zumal ein neoklassich fundierter Neu-Keynesianismus schon seit Jahren im akademischen Betrieb Fuß gefasst hat.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises von 2008, Paul Krugman, wird schon seit einiger Zeit als neuer Keynes gefeiert. Eine ersthafte Auseinandersetzung mit Keynes sucht man in Krugmans neuester Arbeit jedoch vergeblich. Dafür eine klare Position hinsichtlich der einen oder anderen Form von Kapitalismuskritik:

“Freilich gibt es noch immer einige radikale Linke, die dickköpfig darauf beharren, wahrer Sozialismus sei doch noch nirgendwo ausprobiert worden. Und da sind ferner die gemäßigten Linken, die mit nachvollziehbareren Gründen behaupten, dass jemand, der den Marxismus-Leninismus ablehnt, deswegen nicht gleich ins Lager von Milton Friedman wechseln müsse. Dies ändert aber nichts daran, dass die Sache der Kapitalismusgegner inzwischen ihrer Seele beraubt ist.” (Die neue Weltwirtschaftskrise 2009, Seite 23; i.O. 2008 unter The Return of Depression Economics and the Crisis of 2008 erschienen)